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25. Juli 2016

Die Ambivalenz von Social Media - nicht nur bei den Mächtigen

Facebook Safety Check während
des Amoklaufs in München am
22. Juli 2016
Social Media gehören inzwischen zu unserem täglichen Leben wie vieles andere auch; und wie vieles andere auch kann man mit Social Media Gutes und Sinnvolles oder weniger Gutes und weniger Sinnvolles anstellen. Was gut oder weniger gut ist, liegt letzendlich im Auge des Betrachters. Zentral ist, dass freie Medien und notabene auch freie soziale Medien zu einer offenen  und pluralistischen Gesellschaft gehören.

Vor allem die Mächtigen in Ländern mit weniger offenen Gesellschaften und weniger demokratischen Strukturen haben ihre Mühe mit Social Media, wie etwa China oder immer wieder die Türkei, wo Social Media Plattformen nach Belieben blockiert werden, wie zuletzt beim Putschversuch am 15. Juli 2016.

Social Media spielen als moderne Kommunikationsmittel eine wichtige Rolle für die Menschen: Im Rahmen des sog. arabischen Frühlings wurde dies vielfach diskutiert, in China dienen Social Media den Menschen aktuell als Informationsquelle und Protestmedium im Rahmen der aktuellen Überflutungen und konterkarieren die (Des-) Informationspolitik des Staates.

Aber die Mächtigen machen sich Social Media auch selbst zunutze. Nicht nur dass sie ihre Bevölkerung Online überwachen und bespitzeln; sie nutzen Social Media Kanäle auch aktiv. So hat der türkische Präsident im Rahmen des Putschversuchs bereits kurz nach dem Aufstand des Militärs Social Media genutzt, um sich an die Bevölkerung zu wenden - nachdem nur wenige Stunden zuvor Social Media Plattformen blockiert wurden. Der gleiche Präsident, der noch 2013 als Regierungschef Social Media als die grösste Bedrohung für die Gesellschaft ansah.
Fachleute sind der Meinung, dass der Putschversuch auch daran gescheitert ist, dass die Putschisten offenbar die Wirkung von Social Media unterschätzt haben und sowohl die Regierenden als auch die Bevölkerung sich entsprechend artikulieren und organisieren konnten:
"But the putschists failed to sufficiently update the standard coup playbook to take into account the realities of social media and mobile technology."
Auch der Amoklauf in München  vom 22. Juli 2016 hat die Bedeutung von Social Media, aber auch deren Ambivalenz, deutlich gemacht.

Einerseits waren Social Media eine wichtige Informationsquelle für die Bevölkerung, die z.B. auch von der Polizei intensiv genutzt wurde. Facebook aktivierte seinen Saftey Check, mit Hilfe dessen man den Verbleib von Freunden und Bekannten während einer Krisensituation feststellen kann. Und ebenfalls waren Social Media zentral bei der Unterstützung von in München Gestrandeten durch die Bevölkerung.

Gleichzeitig wurden aber auch ungesicherte und falsche Informationen via Social Media verbreitet. Nicht zuletzt gezielte Falschmeldungen sowie gefälschte Fotos mit ihrer emotionalen Kraft haben bei der Bevölkerung Ängste ausgelöst und Polizeikräfte unnötig gebunden. Allerdings kann z.B. die Polizei über die gleichen Mechanismen Falschmeldungen auch wieder aus der Welt schaffen.

Aus Sicht der Nutzer steht man hier vor der Herausforderung, die relevanten und korrekten Inhalte aus dem Rauschen der Timeline herauszufiltern, und das nicht nur in Krisensituationen. Dies setzt entsprechende Medienkompetenz und Informationskompetenz der Nutzer und einen verantwortungsvollen Umgang mit Social Media voraus.

Zentrale Grundvoraussetzung ist aber, dass Medien incl. Social Media frei, offen und nicht zensiert sind. Im Rahmen der Aktivitäten zur Massenüberwachung auch in demokratischen Ländern ist dieser Grundsatz aber leider in Gefahr.

(aktualisiert 25.7.2016, 15:00, 26.7.2016 08:00)




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