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8. September 2009

Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel? - Block 4, 2. Teil: Die Verantwortung der wissenschaftlichen Bibliotheken

Der letzte inhaltliche Vortragsteil der Tagung 'Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel?' beschäftigt sich mit der Verantwortung der wissenschaftlichen Bibliotheken in diesem Kontext.

Zusammenfassung der Kurzvorträge:

Die Einbindung der Informationskompetenzvermittlung in Hochschulcurricula in der Schweiz. Eine Momentaufnahme
Nadja Boeller, HTW Chur, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (abstract)
Nadja Boeller diskutiert zunächst die Informationskompetenz als Schlüsselqualifikation. Anschliessend berichtet sie über die durchgeführte Erhebung in der Deutschschweiz, die im Rahmen eines Seminars durchgeführt wurde.
Anhang der Big6Skills nach Eisenberg/Berkowitz wurden die Curricula der Universität Zürich analysiert. Mit Hilfe der ACRL Standards wurden verschiedene Fachhochschulen untersucht.
Die Pädagogische Hochschule Zentralschweiz wurde anhand der DYMIK Begriffe zusammen mit dem UNESCO KIT analysiert. Hier war der pädagogische Aspekt besonders wichtig.

Als Fazit stellt Boeller fest, dass das Thema Informationskompetenz weitgehend integriert wurde in die FH Curricula, oft aber nicht verpflichtend. Anschliessend gibt sie einen Ausblick auf weitere Untersuchungen, z.B. Vergleiche zwischen Hochschulen und mit dem Ausland. Eine Arbeit hierzu wird demnächst bei den Churer Schriften zur Informationswissenschaft publiziert.


«Zitat und Plagiat» – eine Veranstaltung zur Vermittlung von Informationskompetenz an der UB Stuttgart und ihre Integration in die Lehre an der Universität
Markus Malo, Universitätsbibliothek Stuttgart (abstract)
Der Autor berichtet über konkrete Erfahrungen zur Informationskompetenz-Vermittlung an der UB Stuttgart. Neben den Einführungskursen werden Kurse angeboten zu Literaturverwaltungsprogrammen, zu diversen Publikationsmöglichkeiten incl. Open Access sowie zum korrekten Umgang mit Quellen gemäss urheberrechtlichen Bestimmungen ('Zitat und Plagiat'). Bis auf die Einführungskurse sind alle Angebote fakultativ. Der Kurs 'Zitat und Plagiat' wird ausführlich vorgestellt.


Bibliothekarische Beiträge zu einem präventionsorientierten Umgang mit studentischem Plagiarismus an Hochschulen
Samuel Weibel, Hochschule der Künste Bern, Musikbibliothek (abstract)
Der Referent präsentiert die Plagiatsthematik aus Sicht der Hochschule der Künste Bern. Er betont u.a. vor allem die Schulung von Dozierenden u.a. zur Sensibilisierung zum Thema Plagiate. Er versteht Bibliotheken als "Plagiarism Advisory Services".


Nach der Mittagspause folgen vier weitere Kurzvorträge mit verschiedenen konkrten Lösungsansätzen:

Was Informationskompetenz mit wissenschaftlichem Arbeiten zu tun hat und wie Universitäts- und Hochschulbibliotheken ihre Aufgabe als Informationsvermittler wahrnehmen: der kooperative Ansatz im Bibliotheksverbund Bayern
Fabian Franke, Universitätsbibliothek Bamberg (abstract)
Der kooperative Ansatz des Bibliotheksverbundes Bayern ('kollegiale Beratung') steht bei Frank im Zentrum seines Beitrages. Der Verbund betreibt die Plattform www.informationskompetenz.de, u.a. mit einer Materialiendatenbank mit über 1000 Materialien und weiteren Informationen. Darüber hinaus betreibt der Verbund gemeinsame e-learning Angebote.

Zu Beginn fragt er nach der Legitimation der Bibliothekare in Zukunft in Anspielung u.a. auf die umstrittenen Thesen von Reuss oder auch einiger provokanter Formulierungen im call for papers zur Lernenden Bibliothek 2009.


Die Universitätsbibliothek Regensburg als wissenschaftliche Universalbibliothek im Spannungsfeld von Wissenschaftsdiskurs und Informationskompetenz
Naoka Werr, Universitätsbibliothek Regensburg (abstract)
Seit dem Sommer 2006 gibt es an der Uni Regensburg einen Studieneinheit 'Informationskompetenz', die z.B. als Nebenfach auf Bachelor- und Masterstufe gewählt werden kann. Die Studienenheit wird kooperativ von der Bibliothek und dem Lehrstuhl für Informationswissenschaft betreut und ist so in die Forschung eingebunden. Zum Abschluss stellt sie die Frage 'Plagiieren sie noch oder sind sie schon informationskompetent?'. Damit soll u.a. auch der Mehrwert die Studieneinheit aufgezeigt werden.


Auch geistiges Eigentum ist als Eigentum geschützt. Ein Praxisbericht von der Universitätsbibliothek der TU Chemnitz
Bernd Juraschko, Technische Universität Chemnitz, Universitätsbibliothek (abstract)
Der Jurist fokussiert auf rechtlichen Aspekte und zeigt auf, wie diese in Informationskompetenzkurse an der TU Chemnitz (Beispiel IK Online) integriert werden.
Dann erläutert er den Kurs 'Recht des Geistigen Eigentums für Naturwissenschaftler' (pdf). Schwerpunkt ist hier u.a. das Patentrecht (Patentinformationszentrum).


Wissenschaftliches Arbeiten im Wandel aus der Sicht von Online-Repositorien
Christian Fuhrer, Hauptbibliothek Universität Zürich (abstract)
Der Autor berichtet über Open Access an der Uni Zürich und das zürcher Online Repository ZORA. Seit 2008 werden ALLE Publikationen in ZORA erfasst. Dann thematisiert er den Zusammenhang OA, Repositories und Plagiarismus. Er weisst vor allem auf die bestehenden Nutzungsbedingungen und Leitlinien hin. Abschliessend zeigt er beispielhaft die Plagiatsprüfung einer naturwissenschaftlichen Sammel-Dissertation. Fuhrer schliesst mit dem Fazit: "Repositorien erhöhen die Transparenz wissenschaftlicher Publikationen".

Damit bestätigt er die Forderung nach 'radikaler Öffentlichkeit' von Fröhlich, die er im Eröffnungsvortrag aufgestellt hat.

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