so übertitelt das IWI-HSG (Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen HSG) ganz selbstbewusst die Ankündigung der Feiern zum 20-jährigen Bestehen des IWI-HSG am 18. September 2009.
Entsprechend eindrücklich war nicht nur das ganztägige Programm der Geburtstagsfeier incl. einem Abendprogramm (Flyer), sondern auch die Liste der ca. 350 angemeldeten Gäste. Ehemalige Studierende, Assistenten, Habilitanden, aber auch viele Vertreter der vielen Projektpartner des IWI-HSG der letzten 20 Jahren sowie weitere dem IWI-HSG verbundene Gäste waren gekommen, darunter auch etliche Professoren der Wirtschaftsinformatik.
Unter dem Hashtag #iwi20jahre war der Tag auch via Twitter zu verfolgen, am Nachmittag gab's auch eine Liveübertragung ins Web, dazu später mehr.
Das Programm begann am Vormittag mit Vorträgen der fünf IWI-HSG Professoren, die aus ihrem jeweiligen Forschungsfeldern berichteten.
Robert Winter thematisierte sein Thema, das Business Engineering. In der aktuellen Diskussion auch und besonders in der Wirtschaftsinformatik diskutierte Winter die Positionierung des Business Engineering zwischen Rigour und Relevance - und mit einem kleinen Seitenhieb auf diese Diskussion stellt er fest, dass diese Diskussion vor 20 Jahren noch nicht notwendig war. Nach Winter ist Business Engineering keine Theorie-bildende Disziplin, sondern entwickelt einerseits Methoden und Modelle mit dem Ziel der generischen Problemlösung auf der Basis von erklärender Theorie (Design Research) und wendet diese andererseits in konkreten Kontexten an und entwickelt somit konkrete Problemlösungen (Solution Engineering). Eine zentrale methodische Fragestellung ist demnach auch die Frage nach der Schnittstelle zwischen genereischen und projektspezifischen Problembeschreibungen und Methoden.
"Business Engineering funktioniert nur in der Kooperation mit der Praxis".Rigour und Relevance interpretiert Winter dann aus seiner Sicht so: Rigour bezieht sich auf eine saubere Erkenntnismethodik ("auch das Bauen hat Rigour"), Relevance auf die konkrete Problemlösungsunterstützung.
Hubert Oesterle beschäftigte sich durchaus kritisch mit seinem Steckenpferd, den Geschäftsprozessen. So stellte er fest, dass es bei der Optimierung der Geschäftsprozesse und -modelle letztendlich immer um die Optimierung des Unternehmes gehe. Es muss aber um die Optimierung des Komforts für den Kunden gehen betont er, was aber ein massives Umdenken erfordere. Er zeigt dies am Beispiel des Independet Living - the Next Big Thing für Oesterle - auf und fragt zugleich nach den Geschäftsmodellen.
"Es mangelt nicht an Technologie, es mangelt an Kreativität und Phantasie"resümiert er zum Schluss - und stellt fest, dass es letztendlich doch wieder um Geschäftsmodelle und Prozesse geht.
Andrea Back (@aback, BACKonTheFUTURE) gestaltete ihren Beitrag zum Thema 'Business 2.0' eher zweinullig und setzte so einen gewissen Kontrapunkt zu den übrigen Vorträgen. Anhand von Beispielen und Videoausschnitten machte sie deutlich, dass es ihr einerseits um das Verstehen 'des Bauplans bzw. der DNA' des Web 2.0 geht, aber auch darum, Web 2.0-Konzepte zu nutzen, zu entwickeln und umzusetzen. Sie machte auch klar, dass auch sie noch keine fertigen Konzepte und Lösungen habe. Anhand des Videos "Stone and Stone Wheel" machte sie deutlich, wo wir heute bzgl. Business 2.0 stehen. Sie verwies im Übrigen auf ihre Folien im Netz.
Walter Brenner thematisiert das Informationsmanagement an sich; ein Thema, dass ihn auch schon Anfang der neunziger Jahre als Postdoc am IWI-HSG beschäftigt hat. Brenner fokussiert u.a. auf das Spannungsfeld des Informationsmanagements zwischen dem Streben nach Effizienz einerseits und Innovation andererseits.
"Wenn Sturm aufkommt, haben die einen Angst und die anderen bauen Windmühlen"war eines seiner plakativen Bilder. Ein weiterer Schwerpunkt war die 'Industrialisieurng' des Informationsmanagements durch Übernahme von Wissen und Erfahrungen aus der Fertigungsindustrie - auch das ein Thema, das die Wirtschaftsinformatik schon seit vielen Jahren verfolgt. Brenner wendet hier vor allem den Design Thinking - Ansatz der Stanford University an.
Reinhard Jung beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Übertragbarkeit von CRM-Konzepten auf Universitäten. Er diskutiert die Parallelen, aber auch die Unterschiede zwischen Unternehmen und Universitäten u.a. anhand der Aspekte Kundenprozess, One-Stop-Shopping und Kundenwert. Sein Fazit: CRM-Konzepte finden bisher kaum Beachtung an Universitäten, Student Relationship Management (SRM) befindet sich in einem frühen Entwicklungsstadium.
Nach der zweistündigen Lunch- bzw. Networkingpause und einer Keynote von Jürgen Laartz, McKinsey, fanden dann am Nachmittag parallele Workshops in zwei Sessions statt. Ich entschied mich für die beiden Web 2.0-Workshops von Andrea Back.
Der erste Workshop mit dem Titel 'Web 2.0 im Unternehmen' war echt zweinullig:
- Er wurde per Livestream im Internet übertragen (Ausschnitt), aus aller Welt kamen Kommentare und Fragen via Chat und Twitter.
- Gemäss dem TIME Motto 'Yes, you. You control the information age.' stand das Publikum im Mittelpunkt und weniger die drei Podiumsvertreter (Jürg Stuker (@jstuker), Florian Heidecke, Andrea Back).
- Alle Tweets it dem Hashtag #iwi20jahre wurden über eine Twitterwall projeziert.
Der zweite Workshop war dann wieder etwas 'traditioneller', es ging um die Frage 'Web based Open Innovation and Collective Intellgence'. Andrea Back zeigte zunächst Beispiele für das Crowd Sourcing, anschliessend diskutierten die Teilnehmer die Frage, wie man mit Hilfe von Crowd Sourcing ein Buch schreiben könne. Thomas Walter (@ToWal) gab dazu einige interessante Inputs.
Ich selbst bin natürlich gerne zur Geburtstagsfeier gekommen, nachdem ich immerhin über sechs Jahre am IWI-HSG am Lehrstuhl von Beat Schmid gearbeitet habe - bevor ich 1998 mit Beat Schmid an das =mcminstitute gewechselt bin.
2 Kommentare:
Hallo!
Schön eine Zusammenfassung der IWI 20 Jahr-Feier lesen zu können - das IWI selbst hat übrigens bisher noch keine zu Stande gebracht ;-)
Es freut mich auch, dass die Workshops gut angekommen sind - die Idee einer Podiumsdidkussion + Übertragung im livestream + twitter frage-input haben wir ja selbst zum ersten mal durchgeführt - aber sicher nicht zum letzten mal.
Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Mein Vorname ist Thomas ;-)
Viele Grüsse
Sorry, Thomas, schon korrigiert :-)
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