Über die Mediennutzung haben ich hier bereits berichtet. Dass Tageszeitungen es gegenwärtig in der Schweiz und auch in Deutschland nicht leicht haben, ist auch bekannt. Die Auflagen gehen zurück (vgl. z.B. „Auflagen: 30% runter bis 2018“). Dass die Entwicklungen aber auch ganz anders verlaufen können, zeigt das Beispiel aus Japan (link), hier legen Qualitätszeitungen sogar zu.
In der Ausgabe vom 19. Dez. 2008 berichtet nun die Neue Zürcher Zeitung NZZ in ihrem Medienteil über aktuelle Entwicklungen aus den USA, genauer genommen aus Kalifornien: „Der Niedergang beschleunigt sich - Die Presse-Entwicklung im Grossraum San Francisco als Blick in die Zukunft?“. In Kalifornien, mit 6 Millionen Einwohnern fast so gross wie die Schweiz, stellt sich die Entwicklung der Tageszeitungen offensichtlich sehr drastisch dar, auch drastischer als in anderen Ballungsräumen in den USA. Dort existieren offensichtlich keine nennenswerten Blätter mehr, die den Namen Qualitätszeitung verdienen würden. Der Beitrag zeigt an konkreten Beispielen den Niedergang einzelner Objekte auf. So verliert der San Francisco Chronicle in vier Jahren 30% seiner Auflage. Aber was sind die Ursachen? Einerseits werden falsche strategische Entscheide, Rechtsstreitigkeiten und Übernahmen als Ursachen angeführt. Aber auch hier in Kalifornien – der Wiege vieler Internet Firmen - wird die Schuld beim Internet gesucht: „«Die Bay Area ist eine sehr innovative Region»,[…], technische Neuerungen schlügen hier «stärker und schneller» durch – soll heissen: Internet und Web 2.0.“ So wird Phil Bronstein zitiert, ein Zeitungskenner aus der Region. Aber wie ist dies gemeint? Heisst das als eine mögliche Schlussfolgerung, dass die überdurchschnittlich verdienenden und ausgebildeten Bewohner des Grossraums San Francisco schneller sich von der traditionellen Zeitung abwenden? Wenn man die Beobachtungen aus Deutschland für die USA hochrechnet, mag dies wohl eine zutreffende Annahme sein. (hierzu ein Beitrag des Netzökonom: Akademiker informieren sich meist im Internet).
Wie weit die Qualität gesunken ist, macht die Schlusspassage des NZZ Beitrags deutlich:
„Theodore Glasser, Journalismusprofessor an der Stanford University, findet die Zeitung «grässlich». Seine Kollegin Dawn Garcia, die früher selbst einmal als leitende Redaktorin bei den «Mercury News» gearbeitet hat, überlegt sich, ob sie das Blatt nicht abbestellen soll – eigentlich sei es überflüssig geworden. Aber ganz so weit ist es noch nicht: «Ich bin hier aufgewachsen. Und ich lese die Nachrufe!», sagt sie mit schwarzem Humor. Und: «Das Beste ist inzwischen die Heim-und-Garten-Beilage.»“
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