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18. Dezember 2008

'Es fällt uns schwer, nicht an das Gute zu glauben' - zur Ethik beim Publizieren von medizinischen Studien

Im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Publizieren lesen wir immer häufiger von Plagiaten, Betrugsfällen, Fälschungen, 'unethischem Verhalten', etc. Gerade in der Medizin kommen immer mehr Betrugsfälle ans Licht.

Zu einem aktuellen Fall einer manipulierten Studie aus Innsbruck (
" 'Lancet' zieht manipulierte Innsbrucker Studie zurück", "Forschungsskandal in Innsbruck"), die im "Lancet" erschienen war, nimmt ein Redakteur der Zeitschift in einem in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ am 17. Dezember 2008 publizierten Interview Stellung:

"'Es fällt uns schwer nicht an das Gute zu glauben' - Der Lancet Redaktor Stuart Spencer zur Ethik zum Publizieren von medizinischen Studien"

- leider ist das Interview bisher nicht frei Online verfügbar.


Spencer versucht zu erklären, warum sich solche Fälle nicht ganz vermeiden lassen. Eine Aussage gleich zu Beginn ist auch in vielen anderen Disziplinen anwendbar: "Zweifellos hat in den vergangenen Jahren der Publikationsdruck der Forscher zugenommen." Für die Medizin folgert er daraus: "Parallel dazu ist auch mehr wissenschaftliches Fehlverhalten entdeckt worden. Dennoch: Diese Fälle machen einen extrem kleinen Anteil an den publizierten Arbeiten aus."* Müssen wir also zunehmendes Fehlverhalten als gegeben akzeptieren? Ist das die neue Ethik des wissenschaftlichen Publizierens? Oder ist es schlichtweg ganz pragmatisch gedacht? Interessant ist, dass in dem betreffenden Fall es offensichtlich Anzeichen von Ungereimtheiten gab, aber welche das waren, will Spencer nicht sagen. Hat man also zu wenig sorgfältig gearbeitet? Entschuldigt wird das Verhalten mit dem Glauben an das Gute im Menschen (bzw. Wissenschaftler): "Wir haben den Forschern vertraut und sind davon ausgegangen, dass sie ehrlich und wahrheitsgetreu ihre Studienresultate rapportieren."
Würde man alle Kontrollmöglichkeiten der Redaktion ausschöpfen wollen, dann kommt Spencer zum Schluss: "Solche Kontrollen aber würden das Publizieren unmöglich machen." Zentral für die Redaktion sind die Peer Reviews: "Ihre Einschätzung der Studienqualität ist für uns entscheidend".


Spencer macht auch deutlich, dass auch unfertige Beiträge publiziert werden, sofern das Thema hohe Aktualität hat und z.B. Krankheiten wie Sars somit möglicherweise früher bekäpft werden können.


Auch äussert sich Spencer zu Open Access:
"Nur in einer idealen Welt wäre der Zugang zu allen Publikationen frei. Aber das ist unrealistisch, denn alle Fachzeitschriften müssen bezahlt sein. Auch 'open access' - Journale sind nicht gratis. Statt von den Lesern werden sie einfach von den Forschern, die darin publizieren, bezahlt. Für mich ist das eine seltsame Anomalie, werden doch Dienstleistungen üblicherweise von den Nutzern und nicht von den Anbietern bezahlt."



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* Zu den quantitativen Verhältnissen wird folgendes festgehalten: Von jährlich 800 eingereichten Beiträgen werden 350 gedruckt, das macht 4.3%. Und in den letzten 15 Jahren wurden 4 oder 5 Beiträge bzw. Studien zurückgezogen.

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