Es geht um einen Selbstversuch zweier Journalisten - bei dem der eine der Gejagte, der Tyrannisierte, die andere die Jagende ist - zur Frage "Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man selbst im Internet gehackt wird?"
Sicher ist die Intention eine Gute: Man will aufzeigen, was uns Internetnutzern blühen kann, wenn unsere Daten ausspioniert werden. Und in der Tat erinnert der Selbstversuch eher an eine Folge einer x-beliebigen CSI Serie als eine dokumentierte, real stattgefundene Begebenheit.
Aber als öffentlich-rechtliches Fernsehen hätte die ARD etwas mehr Sorgfalt und Sachlichkeit walten lassen sollen:
Sicher, es geht ums Hacken, und das ist (in diesem Fall ganz sicher) illegal - aber das wird im halbstündigen Film nicht ein einziges Mal erwähnt. Es werden explizit illegale Aktionen durchgeführt - diese aber nicht als solche klar dargestellt: Es werden Passwörter geklaut, Trojaner eingeschleust und mit Hilfe geklauter Fingerabdrücke sogar Fingerabrucksensoren überlistet.
Screenshot mit Untertiteln, Quelle: ARD Mediathek |
Screenshot mit Untertiteln, Quelle: ARD Mediathek |
Screenshot mit Untertiteln, Quelle: ARD Mediathek |
Zwischen den klar illegalen Aktionen werden dann aber auch für jedermann frei verfügbare Quellen angezapft, wie z.B. das Online Telefonbuch oder die Google Suche.
Screenshot mit Untertiteln, Quelle: ARD Mediathek |
Nur zur Erinnerung: Heute haben wir Kunden das Recht selbst zu entscheiden, ob wir mit Telefonnummer und Adresse im (Online-) Telefonbuch stehen wollen. Zu Zeiten der staatlichen Telekom-Monopolisten waren wir verpflichtet, unsere Daten im Telefonbuch zu publizieren.
Der Profiler im Team der Journalistin kommt dann zu weisen Erkenntnissen: "Dass er ein sehr kritischer Journalist ist".
Screenshot mit Untertiteln, Quelle: ARD Mediathek |
Im Beitrag wird nicht differenziert zwischen illegalen und notabene strafbaren Aktionen und völlig harmlosen Abfragen. Für den eher unbedarften Zuschauer könnte so ein äusserst diffuses, Angst machendes Bild entstehen: Wer googlen kann, der kann auch meine eMail lesen, meine Flugbuchung canceln und meine Kreditkarte sperren. Und ganz nebenbei werden auch noch sämtliche Clouddienste verteufelt.
Sicher ist es richtig uns Nutzer zu sensibilisieren, was den Umgang mit persönlichen Daten angeht und auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Aber man sollte auch klar und deutlich sagen, was illegal und strafbar ist.
Und der Film zeigt auch deutlich was es an Spezialwissen benötigt, um unsere Daten derart konsequent illegal zu hacken und zu missbrauchen.
Eher indirekt wurde im Film deutlich, dass es vor allem Staaten bzw. staatliche Institutionen wie Geheimdienste sind, die sich diese Art von illegalem Zugang zu unseren Daten erlauben können! Uns also hacken, unsere Daten speichern, Profile erstellen und uns verfolgen. Bekannte Stichworte sind u.a. Vorratsdatenspeicherung, Online Überwachung bzw. Staatstrojaner, BÜPF, etc. Staaten wollen diese Aktivitäten mit Hilfe von Gesetzen - die uns angeblich schützen sollen! - legalisieren.
Als einfacher Bürger oder auch als Unternehmen müssen wir uns - früher oder später - mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einem Gericht verantworten, würden wir das tun, was in dem ARD Beitrag gemacht wird (Nein, nicht das googlen im Telefonbuch ...). Ein Unternehmen, das sich derart kriminell Daten beschafft, würde wohl einen existenziellen Reputationsverlust erleiden.
Aber Geheimdienste, Regierungen, etc, vor wem müssen sie sich verantworten?
Nicht das Netz ist der Gegener - wie der Titel der Sendung sagt - sondern diejenigen, die es missbrauchen, an vorderster Front staatlich Institutionen - angeblich zu unserem Schutz... Und wir als Steuerzahler bezahlen diese Aktionen gegen uns auch noch...
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Beitrag bei spiegel Online vom 7.7.: Gehackte Cloud-Dienste: Angriffsziel WolkeGehackte Cloud-Dienste: Angriffsziel Wolke
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