Copy Culture (by Will Lion) |
Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach: Wenn wir das Wissen, das andere erarbeitet, aufbereitet und dokumentiert haben, für unsere eigene Arbeit als Autor, Journalist, Blogger, Studierender oder Wissenschaftler nutzen, dann gehört es sich schlichtweg, dies zu referenzieren.
Das hat nichts zu tun mit Analog oder Digital.
Und Wissen soll uns helfen, Fortschritte in allen Bereichen unseres Lebens zu generieren. Genau deswegen wird Wissen häufig - nicht immer - publiziert. Es soll anderen für ihre Arbeit zur Verfügung stehen, z.B. in Form einer Idee oder Faktenrecherche, auf die man selbst aufbaut oder sie diskutiert, oder in Form einer wörtlichen Übernahme einer gelungenen Formulierung. Es ist sogar das grundlegende Prinzip gerade wissenschaftlicher Arbeiten wie Seminar-, Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten oder Zeitschriftenartikel, auf Erkenntnisse anderer aufzubauen. Der Bezug der eigenen Arbeit zum existierenden Body of Knowledge ist ein zentrales Kriterium für die Evaluation dieser Arbeiten. Ohne diesen Bezug werden die arbeiten in aller Regel sogar zurück gewiesen. Deswegen haben sich gerade im Wissenschaftsbereich entsprechende Regeln des Zitierens etabliert.
Aber er hat's getan, und sie auch, oder auch er, und einen Schweizer Fall gibt's auch. Sie alle haben plagiiert, oder zumindest wird es ihnen vorgeworfen. Die genannten Fälle - und es gibt noch so viele mehr - sind alle sehr verschieden, aber die Nichtbeachtung fremden, geistigen Eigentums - und das bedeutet Plagiat - ist und bleibt ein Vergehen, ethisch, und auch juristisch. Und genauso wenig wie man ein bisschen schwanger sein kann, kann man auch nur ein bisschen plagiiert haben. Plagiat ist und bleibt Plagiat, 0 oder 1.
Plagiate hat es schon immer gegeben; Menschen, die sich mit fremden Federn schmücken, ohne dies entsprechend zu referenzieren. Nur das Handwerk des Plagiierens hat sich verändert: In der analogen Welt musste ein Autor ein Werk erst einmal identifizieren, finden und intellektuell erschliessen, bevor er sich daraus bedienen oder abschreiben konnte. In der digitalen Welt ist dies viel einfacher geworden: eine geschickte Web-Recherche, Suche mit Schlagworten in Dokumenten, vielleicht eine maschinelle Übersetzung, Copy & Paste und fertig. Aber Plagiat beibt Plagiat.
Und was lernen wir daraus?
- Plagiieren lohnt sich nicht.
Vor 10 oder gar 20 Jahren konnte man sich schwerlich vorstellen, welche Möglichkeiten der Plagiatserkennung es heute gibt. Und wer in 10 oder 20 Jahren Wirtschaftsführer oder Politiker oder sonst jemand sein wird/ sein will, der in der Öffentlichkeit steht, sollte es sich gut überlegen, inwieweit er sich auf das Abkupfern einlässt. Denn welche Möglichkiten es dann geben wird, ist heute nicht wirklich abzusehen.
- Plagiat ist kein Kavaliersdelikt.
... weder in der Wissenschaft noch im Journalismus noch sonst wo. Dazu habe ich mich hier schon einmal geäussert.
- Roller der Gutachter.
Auch dazu habe ich mich bereits einmal geäussert.
Im Bereich der Wissenschaft müssen sich die Betreuer von entsprechenden Arbeiten an die eigene Nase fassen, das zeigen auch wieder die aktuellen Fälle. Viele der bekannt gewordenen Plagiatsfälle mit der Folge der Titelaberkennung hätten gar nicht erst als Arbeit akzeptiert werden dürfen. Die - meist - mehreren Gutachter hätten die Plagiate im Rahmen der sorgfältigen Begutachtung entdecken müssen. Gründe dafür, dass es oft nicht geschieht, gibt es viele, und sie sind vielschichtig.
Aber ein Grund sind auch die verfügbaren Ressourcen: So stehen mir z.B. als Referent einer Bachelorarbeit an der FHS St. Gallen max. 15 Stunden für Betreuung einschliesslich Begutachtung zur Verfügung; als Korreferent sind es gar nur vier (!) Stunden...
Weitere Beiträge zum Thema Plagiat in diesem Blog.
Bildquelle: flickr.com/Will Lion (CC Lizenz)
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