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7. September 2009

Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel? - Block 2: Wer trägt die Verantwortung?

Die folgenden Vorträge beschäftigen sich mit der zweiten Kernfrage der Tagung: Wer trägt die Verantwortung?

Glaubwürdigkeit von Wikipedia-Inhalten: Bibliotheken sind gefragt
Nando Stöcklin, Pädagogische Hochschule Bern, Zentrum für Bildungsinformatik (abstract)

Stöcklin stellt fest, dass die Wikipedia äusserst häufig von Schülern und Studierende genutzt wird - die 14-19 Jährigen sind die grösste Nutzergruppe - und fragt sich, wie man dieser Nutzergruppe den vernünftigen Umgang mit der Wikipedia beibringen kann, z.B. im Hinblick auf die Qualität. Er sieht hier v.a. die Bibliotheken in der Pflicht. Die PH Bern hat mit www.wikibu.ch einen Dienst entwickelt, der Aussagen zur Verlässlichlkeit der Wikipediaeinträge macht.

Stöcklin wünscht sich zum Schluss zukünftig folgende Feedbacks von Schülern und Studierenden: "Ohne meine Bibliothek hätte ich die Wikipedia nicht sinnvoll genutzt!"


Folksonomy und die Auswirkungen auf die Bibliotheken
Diana Jurjevic, Pädagogische Hochschule Bern, Zentrum für Bildungsinformatik (abstract)

Das Video einer Strassenumfrage zeigt, dass viele Menschen mit dem Begriff 'Tag' nicht viel anfangen können - obwohl sie Tags oft nutzen, z.B. bei Social Media Sites. Jurjevic ordnet Tags in die Systematik der Erschliessung ein. Anschliessend berichtet sie über ein Projekt welches Erschliessungsmechanismen untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Relevanzwerte der Suchergebnisse der beiden untersuchten Systeme vergleichbar sind, der Suchende mit Tag-basierten Systemen 'weiter kommt' als mit Index-basierten Systemen.


Sacherschliessung als Schnittstellenproblem (Folien)
René Schneider, Haute Ecole de Gestion, Carouge (abstract)
Die Redewendung bzw. die Metapher "zwischen Skylla und Charybdis" leitet den Vortrag von Schneider, der sich mit der Problematik und den Herausforderungen für die Sacherschliessung beschäftigt. Bedroht wird die klassische Sacherschliessung demnach durch Folksonomies, Ontologien und Mashups. Nach Schneider wird die Zukunft der Sacherschliessung zum Ontology-Engineering - mit entsprechenden Herausforderungen für das Profil der Fachreferenten.


Intelligenz im Chaos: Collaborative Tagging als neue Form der Sacherschliessung
Christof Niemann, Universitätsbibliothek Mannheim (abstract)
Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt präsentiert Niemann. Ausgangsbasis ist das Problem des Information Overloads, collaborative tagging soll hier Abhilfe schaffen. Niemann diskutiert dazu die Konzepte der Schwarm- und kollektiven Intelligenz und die Herausforderung, die Eigendynamiken zu 'zähmen' und dem 'Chaos' Herr zu werden. Eine Massnahme dazu ist das sog. 'tag gardening': Massnahmen zur Editierung und zur Organisation von tags.
Das aktuelle Projekt an der Uni Mannheim nutzt BibSonomy mit ca. 100'000 tags. Diese wurden drei Vokabularen gegenübergestellt, die zwischen 2.26% und 17.9% der tags enthalten.
Nach Niemann ist das Potential der Tagging-Systeme zur Aktualisierung kontrollierter Vokabulare durchaus vorhanden.

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