In der zweiten Session am Nachmittag des ersten Konferenztages beschäftigen sich die Präsentationen mit der Frage "Wie kann man das Problem behandeln?"
Plagiatsprävention an den Mittel- und Berufsfachschulender Schweiz
Martin Ludwig, Bildungsdirektion Kanton Zürich, Mittelschul- und Berufsbildungsamt (abstract)
Massnahmen zur Plagiatsprävention an Mittelschulen im Kanton Zürich stellt Martin Ludwig vor. Er sieht hier v.a. die Lehrpersonen in der Pflicht. Als Prüfsoftware wird docoloc genutzt. Zusätzlich werden bei der Prüfung auch alte Arbeiten als Datenbasis herangezogen. Für Lehrpersonen wurde dazu ein spezielles Webinterface geschaffen: www.copy-stop.ch. Ludwig zeigt den konkreten Prozess der Plagiatsprüfung auf. Bisher wurden knapp 13'000 Prüfungen vorgenommen, ca. 3000 Lehrpersonen haben einen Zugang.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt aber auf der Prävention, indem z.B. Schüler darüber informiert wird, was mit Plagiaten geschieht. Ein weiteres Element ist www.digithek.ch; hier erhalten Schüler Zugang zu professionellen (Fach-) Datenbanken. Weiterhin wird auch die Methodenkompetenz der Schüler gefördert, indem z.B. Methoden der empirischen Forschung gelehrt werden.
Im Fall eines Plagiats setzt Ludwig auf pädagogische anstatt juristischer Massnahmen.
Plagio, ergo sum – Dowjerai, no prowjerai, od´r? Plagiatserkennung und Plagiatsbekämpfung als Lehrinhalt curricular verankerter Seminare zur Vermittlung von Informationskompetenz
Jens Renner, Hochschule Ansbach, Bibliothek (abstract)
"Vertrauen, aber auch Kontrolle", das ist Renners Lösungsansatz. Studierende sollen gefördert und gefordert werden. Auch Renner macht deutlich, dass das Bewusstsein bei Studierenden nur teilweise vorhanden ist. Bereits seit Herbst 2000 bietet die Bibliothek der Hochschule Ansbach curricular verankerte Angebote an. Am Beispiel des Studiengangs Betriebswirtschaft wird dies detailliert erläutert. U.a. werden die Studierenden mit den Thesen von Weber konfrontiert oder es werden konkrete, echte Plagiatsfälle besprochen. Darüber hinaus werden Einzelbetreuungen für Diplomanden angeboten. Die Konzepte müssen aber für andere Disziplinen angepasst werden. Basis ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Lehrenden mit der Bibliothek. Renner nennt als Kern des didaktischen Konzepts: "Steter Tropfen hölt den Stein".
Die anschliessende Diskussion zeigt, dass oft administrative oder budgetäre Rahmenbedingungen solche Umsetzungen an Hochschulen wie in Ansbach unmöglich machen.
Wie gehen Schweizer Hochschulen mit Plagiaten von Studierenden um?
Urs Dahinden, HTW Chur, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (abstract)
Von einer Online-Befragung Schweizerischer Hochschulen im Rahmen eines Projektkurses berichtet Urs Dahinden. Bei allen Hochschulen sind Plagiate ein Thema. Im Rahmen der Prävention bieten ein Fünftel ein eigenens Modul in den Curricula an, ca. 60% thematisieren das in anderen Moduln. Etwa ein Viertel halten die Massnahmen für nicht ausreichend.
90% der Hochschulen verfügen über entsprechende Reglemente, die meisten existieren aber erst seit drei Jahren. Die Repressionsmassnahmen an den Hochschulen sind aber relativ milde gemäss der Studie. Dahinden stellt fest, dass Präventionsmassnahmen kaum vorhanden sind, dagegen die Repressionsmassnahmen, wenn auch milde, flächendeckend implementiert sind.
Fazit: Das Thema ist noch sehr jung an Schweizer Hochschulen, die Prävention kommt wesentlich zu kurz. Hier empfiehlt Urs Dahinden denn auch anzusetzen in Form von Ausbildung und entsprechender Betreuung. Dabei müssen auch die Hochschulen sich entsprechend weiterentwickeln betreffend Kultur, technischer und organisatorischer Infrastrukturen sowie didaktischer Konzepte.
Plagiatserkennungssoftware: Einsatz, Nutzen und Grenzen
Bernard Bekavac, HTW Chur, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (abstract)
Ebenfalls Ergebnisse aus dem bereits genannten Projektkurs präsentiert Bernard Bekavac. Zunächst wird die intellektuelle Plagiatserkennung diskutiert, anschliessend die automatische Erkennung sowie deren Grenzen. Insbesondere müssen gefundene Übereinstimmungen intellektuell geprüft werden.
Auf dem Markt sid insgesamt über 30 Plagiatserkennungssoftware-Systeme verfügbar. Bekavac zeigt die grundsätzlichen Charakteriska der Systeme auf. Zum Schluss thematisiert er die Selektionskriterien für entsprechende Systeme im Hochschulbereich, denn letztendlich hat jede Hochschule differenzierte Anforderungen. Empfohlen wird der Test in Frage kommender Systeme durch eine Hochschule.
Zum Schluss werden noch einige Einsatzszenarien von Plagiatserkennungssoftware an Hochschulen vorgestellt und diskutiert: Überprüfung aller Arbeiten an einer Hochschule (incl. der von Lehrenden), Überprüfen nur studentischer Arbeiten, Überprüfen nur wichtiger Arbeiten, Überprüfen zufälliger Stichproben, Überprüfen nur auf Verdacht, angeordnete Selbstkontrolle durch Studierende, freiwillige Selbstkontrolle durch Studierende.
Damit ist der erste Tag der Tagung beendet, wir freuen uns auf spannende Vorträge und Diskussionen morgen!
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Über den Social Event der Tagung am Abend wird an dieser Stelle nicht gebloggt, wer nicht dabei ist, ist selber Schuld :-). En Guete!
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