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23. September 2009

Open Access und Association Publishing

Im editors's letter der Juli - Ausgabe der Zeitschrift Communications of the ACM (CACM) beschäftigt sich der Editor-in-Chief Moshe Y. Vardi mit der Frage des Open Access aus Sicht der ACM, der Association for Computing Machinery, eine globale, wissenschaftliche Vereinigung für die Informatik Community mit über 90'000 Mitgliedern: "Open, Closed, or Clopen Access?".

Er gibt eine Antwort auf die Frage, warum die ACM nicht ein Open Access Publisher wird.
"I am asked: "Why don't you adopt the open-access model?" Good question! Why don't we?
[...]

As for ACM's stand on the open-access issue, I'd describe it as "clopen," somewhere between open and closed. (In topology, a clopen set is one that is both open and closed.) "
Seine Hauptargumente sind, dass die ACM als wissenschaftliche Vereinigung sich klar von kommerziellen Publishern unterscheidet, letztendlich äusserst geringe Preise für seine Publikationen verlangt (die CACM kostet 126 USD p.a. für 12 Ausgaben (Print und Online) als Nicht-ACM Mitglied, ansonsten 99 USD incl. Mitgliedschaft) und der Profit letztendlich wieder den Mitgliedern zugute kommt.
"Just remember, "free" is not a sound business model."
Auf den editor's letter reagiert John Dupuis in seinem Blog Confessions of a Sicence Librarian mit einem Beitrag vom 2. Juli 2009 "The Association for Computing Machinery on Open Access". Er bescheinigt der ACM ein wohlwollendes Verhalten als Publisher:
"The ACM are on the side of the angels. They're the good guys, trying to do the best thing for their members and for the computing community as a whole. And they are obviously trying to make the best of tumultuous times in publishing."
Er stellt weiterhin fest, dass 80-90% der in ACM Journals publizierten Artikel via Green OA verfügbar sind, was wohl eine richtige Vermutung ist. Dupuis richtet aber auch Fragen an die ACM und ihr Publishing Modell:
  • "Is it still legitimate for a scholarly or professional society to use publications revenue to fund other member programs?
  • Is there a toll access business model for these societies that makes sense?
  • Is there an open access (ie. gold OA) business model for these societies that makes sense?
  • Do we really still need scholarly and professional societies to be publishers? How about in 5 or 10 years?
  • Do we really still need scholarly and professional societies at all? How about in 5 or 10 years?"
Und in der publishers's corner der CACM vom August 2009 antwortet dann Scott E. Delman, ACM Publisher: "Responding to the blogosphere" (leider nur für Abonnenten zugänglich). Er fokussiert vor allem auf die Rolle der Association Publishers als Teil der Scientific Communities:
"... that association publishers ... serve as field-wide gatekeepers of information and knowledge without a profit motive to drive their decision making. Associations like ACM ... are simply an extension of the intentions and will of the scientific communities they serve.

Much like the notion of an institutional repository at a more targeted level, associations provide a single point of entry for members to access the historical and ongoing record of scholarship for their entire field (if executed well, that is). [...]

... ACM and many other association publishers serve as well-intentioned caretakers of the scholarly record."
Die Rolle der Association Publisher im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen einer Scientific Community wird durchaus deutlich und ist klar nachvollziehbar. Es fällt auf, dass die Scientific Communities in den übrigen Diskussionen rund um Open Access bisher kaum eine Rolle spielen, vielleicht weil sie als Communities schlichtweg funktionieren und keine Angriffspunkte bieten.

Und aus Delman's Sicht ist es nicht nur
Clopen Access wie Vardie es formulierte, sondern
"... all association publishers are esentially OA publishers, I mean this from the perspective that associations and their corresponding communities are one and the same."
Und in der Tat, sowohl als ACM Mitglied als auch als Hochschulmitarbeiter und somit als Teil dieser Scientific Community ist die ACM Digital Library für mich frei zugänglich, also faktisch Open Access; sehr gute Zeitschriften wie die CACM sind ohne jedes Embargo Online verfügbar.

Gleiches gilt auch für die AIS, die Association for Information Systems, ebenfalls eine globale wissenschaftliche Vereinigung, hier im Bereich der Information Systems. Die AIS bietet ihren Mitgliedern die AIS Electronic Library (AISeL) an, die eine Reihe von Online-Journals und vor allem die Online Proceedings der wichtigen Konferenzen der Scientific Community enthält: AIS conferences (ICIS und AMCIS), affiliated conferences und other conference, hier u.a. auch die Proceedings der deutschsprachingen Wirtschaftsinformatik-Konferenz sowie der Bled eConference. Somit sind die Konferenzbeiträge in aller Regel unmittelbar nach der Konferenz für die Scientific Community Online verfügbar - das ist echter Open Access, zumindest für Mitglieder der Information Systems Community.

Wissenschaftliches Publizieren kostet, aber in der Diskussion um valable Modelle für die Zukunft werden häufig Autoren, Leser und Verlage als Gegenpole dargestellt, die Scientifc Communities und ihre zugehörigen Association Publisher werden dabei selten erwähnt. Vielleicht ist das auch gut so, denn so werden sie nicht in (teils dogmatische) Diskussionen hineingezogen, die sie nur daran hindern würden, ihren Dienst für die Community zu tun.

Auch John Dupius hat in seinem Beitrag "ACM responds to the blogosphere" auf Delman reagiert, und zwar durchwegs sehr positiv, so wie man es im Verhältnis Librarian - Publisher nicht gewohnt ist.

Ich persönlich schätze sowohl die ACM Digital Library als auch die AIS Electronic Library sehr, und ehrlich gesagt sind sie mir viel nützlicher als die allermeisten Institutional Repositories, die heute allenthalben entstehen.

Bildquelle und ©: flickr.com/Robert Couse-Baker

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