In den aktuellen Diskussionen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise werden auch Programme zum Ausbau der Telekommunikationsinfrastrukturen aufgelegt, in den USA wie in Europa. Das ist grundsätzlich absolut begrüssenswert, denn Informations- und Telekommunikationsionfrastrukturen sind in rohstoffarmen Wirtschaften wie der Schweiz oder Deutschalnd essentiell für die zukünftige Entwicklung.
Aber diese Infrastrukturen sind notwendig, aber längst nicht hinreichend! Die Datenautobahn allein reicht nicht, auch nicht viele wunderbare und weniger wunderbare Anwendungen.
Die Problematik einer mangelnden Informations- und Medienkompetenz von Schlülern zeigt der Autor Wolfram Kinzig in seinem F.A.Z. Artikel vom 7. Januar 2009 "Wer lehrt die Kinder googeln?". Der sehr persönlich geschriebene Artikel zeigt plastisch, woran es heute mangelt. Schüler sind kaum in der Lage, das Internet und seine Anwendungen wie Suchmaschinen oder Wikipedia vernünftig zu nutzen. Offensichtlich - dass ist meine Interpretation - hat man es ihnen auch nicht beigebracht, möglicherweise mangels entsprechend geschulter Lehrkräfte, um es vorsichtig zu formulieren. Aber darüber hinaus fehlt es heute ganz offensichtlich auch um das Wissen und das Bewusstsein im Umgang mit Informationen. 'Im Internet ist doch alles frei verfügbar' scheint die Devise zu sein. Beim wissenschaftlichen Arbeiten im Kontext des Internet und neuer Medien scheinen manchmal alle bisher geltenden Regeln vergessen zu sein. Der Autor leitet aus seinen persönlichen Beobachtungen drei Forderungen ab:
- "Es bedarf, erstens, dringend einer Unterrichtseinheit, die den Umgang mit den großen Webportalen, vor allem Suchmaschinen und Internet-Enzyklopädien, behandelt und Fragen thematisiert wie: Woran erkenne ich Websites mit verlässlichen Informationen? Wie unterscheide ich Sinnvolles von Unnützem? Wie und was darf ich zitieren? Was ist geistiges Eigentum? Wann beginnt das Plagiat?"
- "Zweitens bräuchten die Schulen Zugang zu den Netzen der großen Universitätsbibliotheken, um es fortgeschrittenen Schülern zu ermöglichen, auf professionelle Datenbanken zurückzugreifen, damit sie nicht der informationellen Unübersichtlichkeit des Internets ausgeliefert sind."
- "... müsste es, drittens, zum Unterrichtsstandard gehören, dass bei der Ausgabe von Referaten Listen mit gedruckter Sekundärliteratur und mit geeigneten und geprüften Websites ausgegeben werden."
Die Fachkonferenz 'Lernende Bibliothek 2009' (6.-8. Sept. 2009 in Chur) hat sich dieser Themenstellung angenommen: "Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel? - Aktuelle Herausforderungen für die Bibliothek und ihre Partner im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens" . Die Konferenz fragt daher nach
- einer genauen Beschreibung des Problems,
- nach den Verantwortlichen für die Situation,
- nach Lösungsansätzen zur Lösung des Problems und
- konkrett nach der Rolle der Bibliothek.
Bildquelle und ©: joujou/ PIXELIO
1 Kommentar:
Das Problem taucht imho nur auf, wenn man das Internet mit klassischen Medien und Lernmethoden vergleicht. Wenn man akzeptiert, dass auch eine Halbwahrheit für den Unwissenden eine Information ist, so ist das Internet ein unerschöpflicher Wissenspool. Natürlich will der richtige Umgang damit gelernt sein, das ist aber keine Voraussetzung für die Teilnahme. Siehe dazu mein Blog : http://demwz.wordpress.com/2009/01/19/web-20-und-der-untergang-des-abendlandes/
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