Leserbriefe im St.Galler Tagblatt (24.11.2014) |
Der Offline Wahlkampf verlief durchaus intensiv, wie auch zu erwarten bei drei Kandidaten für einen Posten. Es gab Stände in der Stadt, Podiumsdiskussionen und Radio- und TV-Auftritte. Dazu zahlreiche Leserbriefe in der Lokalpresse - deren Verteilung im Stadtgebiet sogar analysiert wurde. Und natürlich lächelten uns die Konterfeis der Kandidaten von Plakatwänden im ganzen Stadtgebiet an.
Und wie verlief der Wahlkampf in den Social Media, im Jahre 2014?
Das wollte ich - wie schon früher - wissen und habe deswegen seit Anfang Oktober den Wahlkampf in den Social Media beobachtet.
Um es gleich zu sagen: Genauso zäh wie die Verkündigung der Wahlergbnisse via Online- bzw. Social Media am Sonntag war auch der Wahlkampf an sich, eher träge und zäh, ohne echte Dynamik. Social Media eher als Alibi. Online und Social eher als (lästiges?) Add On zu Offline.
Bei @tagblatt_ch gab es keinen einzigen Tweet zu den Wahl- und Abstimmungsergebnissen vom Sonntag. Und Online hat man beim Tagblatt sogar ein falsches Bild des Wahlgewinners publiziert.
Im folgenden möchte ich aufzeigen, wie die beiden Kandidaten Barbara Frei und Peter Jans auf Facebook und Twitter zwischem dem 1.10. und 26.11.2014 aktiv waren. Der Kandidt This Bürge wird nicht weiter analysiert, da er kein Facebookprofil unterhalten hat und in dem genannten Zeitraum genau einen Tweet veröffentlicht hat.
Quelle: Facebook, 30.11.2014 |
Im Zeitraum 1.10. bis 26.11.2014 (8 Wochen) wurden insgesamt 23 Beiträge veröffentlicht. Diese wurden 182 Mal geliked und 10 Mal kommentiert. (Daten gemäss fanpage karma)
In praktisch allen Postings wurden entweder Bilder und/oder Links zu Medienberichten oder auf die eigene Homepage geposted, in einigen wenigen Beiträgen wurden Hinweise auf Wahlkampfveranstaltungen oder -aktivitäten publiziert. Einen Beitrag, der ein bestimmtes Thema aufgreift und diskutiert und ggf. zur Reaktion aufruft, sucht man vergebens.
Die folgende Grafik zeigt die Postings, Likes und Kommentare je Woche. Die Daten geben jeweils das Enddatum der beobachteten Woche an.
Quelle: Facebook/ fanpage karma |
Quelle: Facebook, 1.12.2014 |
Er hat im gleichen Zeitraum 1.10. bis 26.11.2014 (8 Wochen) insgesamt 41 Beiträge publiziert, die 444 Likes und 45 Kommentare erhielten, vgl. Grafik.
Auch hier wurden überwiegend Photos und/oder Links auf andere Quellen publiziert, originäre inhaltliche Beiträge findet man im Prinzip nicht.
Insgesamt also einerseits höhere Zahl von Beiträgen, andererseits auch eine höhere Quote an Interaktivität bei ca. 10 Likes je Beitrag im Durchschnitt.
Peter Jans war also etwas aktiver auf Facebook als seine Mitbewerberin, auch konnte er mehr Facebooknutzer für sich gewinnen.
Quelle: Facebook/ fanpage karma |
Diese Entwicklung lässt sich auch mit der höheren Zahl von Fans erklären:
Was die Zahl der "Gefällt mir" Angaben angeht, so konnte Barbara Frei die Zahl ihrer Fans innerhalb der acht Wochen von 185 auf 209 (113%) steigern, Peter Jans dagegen von 247 auf 335 (136%). Peter Jans konnte hier stärker zulegen als Barbara Frei. Kurz vor der Wahl hatte Peter Jans 60% mehr Fans als Barbara Frei.
Quelle: Facebook |
Auch wenn die Art der Beiträge auf Facebook ähnlich sind, so konnte Peter Jans insgesamt mehr Nutzer für sich aktivieren.
Und wie lief es drüben bei Twitter?
@BAFrei ist seit 9. April 2011, @PeterJansSG seit 11. Sept 2014 mit einem Twitterkonto aktiv. Bis zum 30.11.2014 hatte Barbara Frei total 38 und Peter Jans total 26 Tweets verschickt.
Getwittert hat Barbara Frei im betrachteten Zeitraum mehr als Peter Jans, aber beide auf niedrigem Niveau.
Quelle: Twitter |
Was die Inhalte der Twets angeht, so gleicht sich das Bild mit Facebook. Im Wesentlichen wurden Links und/oder Photos vertwittert. Einen Dialog oder Interaktion gab es nur dann, wenn die beiden Kandidaten von anderen Twitteren direkt angesprochen wurden.
Bei beiden Kandidaten hat sich die Zahl derjenigen, den sie folgen, im Prinzip nicht verändert während des Zeitraums von acht Wochen; beide liegen hier etwa auf gleichem Niveau zwischen 35 und 40 Followees. Dies ist ein Indiz dafür, dass Twitter kein wirklich aktiv gepflegter Kanal war und ist.
Die Zahl der Follower hat sich dagegen recht unterschiedlich entwickelt. Bei Barbara Frei hat sich die Zahl der Follower nach einem ersten Anstieg seit Mitte Oktober nicht weiter entwickelt, sie ging in der letzten Woche vor der Wahl sogar zurück.
Peter Jans dagegen konnte die Zahl seiner Follower dagegen von 29 auf 47 (162%) steigern. Dies spricht dafür, dass Peter Jans seine Anhänger besser mobilisieren konnte, so wie sich dies bereits bei Facebook gezeigt hat.
Quelle: Twitter |
Quelle: Twitter |
Twitonomy Tweet Analytics@BAFrei |
Twitonomy Tweet Analytics@PeterJansSG |
Sammlung aller Tweets von @BAFrei und @PeterJansSG.
Eine Sammlung aller Tweets, die im Rahmen des Wahlkampfs abgesetzt und ausgetauscht wurden, findet sich hier.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Social Media, hier insbesondere Facebook und Twitter, eine untergeordnete Rolle im Wahlkampf zur Wahl des Stadtrats vom 30.11.2014 in der Stadt St. Gallen gespielt haben. Inhaltlich haben beide Kandidaten Facebook und Twitter im Wesentlichen zum Verbreiten von Links verwendet, Interaktion und Dialoge haben nur in einem äusserst eingeschränkten Umfang stattgefunden und meist nur dann, wenn andere Nutzer die Kandidaten direkt angesprochen haben. Festzuhalten ist auch, dass insbesondere auf Twitter letztendlich nicht viel mehr als eine Handvoll Nutzer sich aktiv am Austausch beteiligt haben. Insofern bestand also auch keine Notwendigkeit seitens der Kandidaten, aktiver zu werden.
Der Kandidat Peter Jans konnte schlussendlich seine Anhänger besser mobilisieren als seine Mitbewerberin, ohne dass er Facebook oder Twitter wesentlich intensiver oder inhaltlich anders genutzt hätte. Bei der Schlussauszählung der Wahl bestätigte dies sich dann ebenfalls: Peter Jans konnte ca. 44% mehr Stimmen auf sich vereinen als Barbara Frei.
Es bleibt abzuwarten, wie der neue Stadtrat Peter Jans und die Stadtparlamentarierin Barbara Frei künftig ihre Social Media Kanäle nutzen werden.
2 Kommentare:
Ich erinnere mich, wie Sie seinerzeit 2012 bei den Gesamterneuerungswahlen die Bedeutung von Social Media betont hatten, mit Markus Buschor aber ein Überraschungskandidat obsiegte, der das Instrument von Social Media genau wie die aktuellen Kandidaten zurückhaltend nutzte. Vielleicht muss man einfach feststellen, dass die Bedeutung nach wie vor überschätzt wird.
Was Peter Jans vor allem besser gemacht hat war die Message. Barbara Frei verbreitete die Message "ich". Peter Jans Message ging eher in die Richtung "Ich will mich für die öV und den LV einsetzten." (z.B. VCS-Plakat) und "Ich bin ein Menschenfreund." (z.B. zu sehen auf dem MV-Plakat). Dass man mit Facebook und Twitter alleine keinen Wahlkamp gewinnt ist klar, es kann aber trotzdem einen Einfluss haben, indem es zeigt, wie aktiv ein Kandidat oder eine Kandidaten ist. Die einzige Person wo Facebook vermutlich einen Einfluss auf die Wahl hatte war bei Nationalrat Baltasar Glättli.
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