Was lange währt wird endlich gut - so ein Sprichwort. Auch in diesem Fall?
Im Beitrag Ignoranz und fehlende Sensibilität beim fairen Umgang mit Quellen an einem bayerischen Gymnasium berichtete ich am 21. Juli 2011 über den vergeblichen Versuch, Schulleitung und Elternvertreter eines bayerischen Gymnasiums auf den wenig sensiblen Umgang mit fremden Quellen auf der Website der Schule hinzuweisen, ohne Erfolg.
Immerhin hat sich ein Mitarbeiter des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Mittelfranken der Sache angenommen und die entsprechende Schule informiert.
Und eigentlich hätte die Angelegenheit einen wunderbaren Anwendungsfall für die Onlinegruppe der Schule geben können: Die Auseinandersetzung mit dem Thema Urheberrecht, geistiges Eigentum, Verwendung von Quellen und Plagiate.
Aber was macht die Schule? Sie nimmt die Seite einfach so vom Netz. War die fragliche Seite gestern noch Online, so erhält man heute nur noch die Meldung: Error!
Schade, eine Chance wurde vertan. Fast fünf Monate ignoriert man das Thema, und dann wird die Seite einfach entfernt.
Immerhin, erstmalig seit März reagiert die Schule und schreibt heute u.a.:
"Die Seite wurde heute entfernt; an der Verbesserung der schulinternen Kommunikation wird gearbeitet. Die Beachtung des Urheberrechts / die Quellenangaben sind uns wichtige Anliegen - das können Sie sicher auf unserer neu gestalteten Homepage im Bereich Pressespiegel [...] erkennen."
Dieser Pressespiegel besteht aus einer Reihe von eingescannten Zeitungsartikeln, mit Quellenangabe. Aber ist das wirklich korrekt und vorbildlich?
Nach einer kurzen Recherche im Web sowie einer Umfrage via Twitter kann man dies nicht behaupten.
Und selbst auf der Website der betroffenen Zeitung findet man dazu entsprechende Hinweise (Fettdruck im Original):
Und selbst auf der Website der betroffenen Zeitung findet man dazu entsprechende Hinweise (Fettdruck im Original):
"Wenn Sie auf einen Text aus unserem Online-Angebot verweisen möchten, kann dies nur mittels eines sogenannten "deep-links" erfolgen, also einer direkten Verlinkung auf die Inhalte auf unseren Internet-Seiten, so dass diese in einem eigenen Browserfenster erscheinen. Ein Kopieren von Bilder und Texten sowie das Einpflegen auf ihren eigenen Internet-Seiten ist nicht zulässig. [...]
Beim Auffinden von Artikel aus unseren Printausgaben, die Online nicht zur Verfügung stehen, ist Ihnen das Textarchiv gerne behilflich."
Eine minimale Recherche hätte also Sicherheit verschafft.
Nein, ich will nicht pedantisch erscheinen und nicht päpstlicher als der Papst sein, aber:
- Ich erwarte einen sensibleren Umgang einer Schule mit dem Thema sowie
- ein vorbildliches Verhalten und
- wenigstens irgendeine zeitnahe Reaktion auf einen solchen Hinweis.
Derweil schlage ich mich also weiterhin mit allen Formen von Plagiaten von Studierenden und Autoren in meinem Job als Hochschullehrer, Herausgeber und Gutachter herum. Ganz aktuell liegt gerade eine Arbeit mit Plagiatsverdacht eines/einer Studierenden (aus Deutschland) auf meinem Schreibtisch, der ich mich nun wieder widme.
Bildquelle: flickr.com/mellyjean (CC Lizenz)
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