Das Spannungsfeld Soziale Medien und Journalismus beschäftigt Praktiker wie Wissenschaftler und Politiker zur Zeit sehr intensiv und durchaus kontrovers. Ein Thema ist dabei das Verhältnis der sozialen Medien wie (Micro-) Blogging oder Social Networks und den Journalisten. Verschiedene Studien analysieren vor allem diese Zusammenhänge in den USA. Ein aktueller Beitrag ist z.B. "More Journalists Using Facebook And Twitter Journalists relying on social media for stories."
Im Januar 2010 wurde die Studie "Journalismus & Social Media" publiziert (Studie als pdf). Sie untersucht die Nutzung der Social Media durch Medienschaffende in Österreich. Die PR-Agentur ikp und die Fachzeitschrift „Der Österreichische Journalist“ haben über 500 österreichische JournalistInnen, PR-Profis und Kommunikationsverantwortliche über ihren persönlichen Gebrauch von Social Media Plattformen befragt. Die Ergebnisse sind Online verfügbar, wir wollen hier vor allem ein Augenmerk auf die Nutzung von Twitter durch die Journalisten richten.
Die o.g. Studie aus den USA sagt, dass
"More than a third (37%) of traditional journalists now contribute to Twitter".
Der Blick nach Österreich zeigt uns, dass dort immerhin 30% der Befragten Twitter nutzen. Davon aber lediglich 34% täglich und 26% mehrmals pro Woche, der Rest seltener. In konkreten Zahlen heisst das, dass 26 Medienschaffende in Österreich - die an der Erhebung teilgenommen haben - täglich Twitter nutzen. Da nicht alle Befragten Journalisten waren, ist die Zahl der zwitschernden Journalisten entsprechend geringer.
"Weitgehend resistent gegen den „Zwitscher-Hype“ scheinen überraschenderweise besonders RespondentInnen aus Tageszeitungen (12%) und aus dem Magazinbereich (17%) zu sein."
Weiter wird dokumentiert, dass 21% der Befragten Twitter rein privat nutzen, was die Zahl der beruflich twitternden Journalisten nochmals reduziert.
Auch bei anderen Social Media Plattformen sieht das ähnlich aus: Facebook wird zwar von 70% der Befragten genutzt, aber 57% dieser Gruppe nutzt Facebook rein privat gemäss der Studie.
Und worin besteht der berufliche Nutzen der Social Media Plattformen für die Medienleute? Mit Abstand geben 60% Pflege und Erweiterung des eigenen Netzwerkes an, erst mit 36% folgt die Recherche als primärer Nutzungsgrund, mit 35% Themenfindung/ Ideen. Innovative Formen der journalistischen Arbeit spielen faktisch keine Rolle: Nur für 5% ist Crowdsourcing der primäre Nutzungsgrund.
Vorteile von Social Media Plattformen sind vor allem die schelle Kontaktaufnahme/ -pflege und die schnelle Kommunikation/ Aktualität, bei den wahrgenommenen Nachteilen gibt es keine wirklichen Trends zu erkennen.
Auch wenn nach dieser Studie sich die Nutzung von Social Media Plattformen eher verhalten darstellt, so glaubt man an die Zukunft: Immerhin 73% der Befragten geben an, dass Social Media Plattformen zukünftig Einfluss auf Reichweite und Leserstruktur haben werden und 70% sagen, sie haben zunehmenden Einfluss auf redaktionelle Inhalte.
Bildquelle: flickr.com/ luc legay (CC Lizenz)
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