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13. Februar 2009

Qualitätsjournalismus - Wikipedia - Online-Medien

Sicher, es ist eine Bagatelle, aber der Fall zeigt doch auf, wie einfach es sein kann, die Medien und damit notabene die Öffentlichkeit mit nicht korrekten Informationen zu versorgen – und auch, wie schnell es geht, bis dass der Sachverhalt aufgeklärt wird (BetaBlog auf NZZ Online, 12. Feb. 2009: „Wilhelm und die Wikipedia - Wie deutsche Medien auf eine Fälschung hereinfielen“)*. Und der Fall zeigt auch auf, wie wichtig der Umgang mit Quellen ist, dass man Quellen immer hinterfragen und natürlich auch selbstverständlich angeben sollte.

Damit ist das ein wenn auch harmloser Showcase der Berichterstattung im digitalen Zeitalter.

Was war passiert? Ein Autor hat in der Wikipedia beim Eintrag des neuen deutschen Wirtschaftsministers von Guttenberg einen zusätzlichen elften Vornamen hinzugefügt. Dieser falsche, elfte Vorname wurde dann von den Medien weitgehend übernommen:

Der Folgefehler legitimierte damit den ursprünglichen Fehler - ein verzwickter Kreislauf.“ (BetaBlog NZZ Online 12. Feb. 2009) Klar, eine Bagatelle. Aber sie zeigt durchaus den Mechanismus auf.
„Natürlich wäre es zu begrüssen, wenn Online-Medien mit einem Qualitätsanspruch nicht einfach jeden Quatsch von Wikipedia abschreiben würden, aber wenn sich da ein elfter Vorname in eine Liste von zehn einschleicht, dann erregt das halt in der Hitze des Gefechts nicht sofort Misstrauen. Schliesslich ist es ja nicht so, dass die Journalisten einer digitalen Fälschung der Hitler-Tagebücher aufgesessen wären.“ (ebd.)
Andere Medien kommentieren hier mit Überschriften wie "Recherche Chaos" oder "Miserable Recherchen ...".

Aber selbst wenn Journalisten in kritischeren Fällen genauer hinschauen und misstrauisch werden, dann reicht es womöglich, wenn nur ein oder wenige Journalisten doch nicht so genau hinschauen, genügend andere dann ‚abschreiben‘, und man trotzallem eine falsche Nachricht um die Welt verbreitet. Und selbst wenn dieser Fehler genau so schnell wieder korrigiert werden würde, (politische, wirtschaftliche, militärische, persönliche) Entscheidungen, die aufgrund dieser Meldung getroffenen werden würden, liessen sich möglicherweise nicht mehr rückgängig machen.
Wir sind also wieder beim Thema: „Die neue Macht der Online-Medien“.

Spiegel Online entschuldigte sich bei seinen Lesern:
"Doch hat der Autor beim Schreiben des Textes den Namen leider nur bei Wikipedia verifiziert - und Wikipedia ist bekanntlich keine hundertprozentig verlässliche Quelle. [...] Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. SPIEGEL ONLINE wird künftig noch sorgfältiger recherchieren. Wikipedia bleibt für uns eine wichtige Quelle, darf aber für journalistische Arbeit nie die einzige Quelle sein."(Spiegel Online, 11.2.2009)
Und was lernen wir daraus? Der Umgang mit Quellen muss im digitalen Zeitalter noch sorgfältiger stattfinden als im analogen. Und selbstverständlich sind Quellen jeglicher Art – On- wie Offline – korrekt zu zitieren.

An dieser Stelle sei nochmals auf die zum Thema „Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel?“ im September 2009 in Chur stattfindende Tagung ‚Lernende Bibliothek 2009‘ hingewiesen.
Bildquelle und ©: freeday/PIXELIO


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