Blogs - und andere Formen der Online-Kommunikation - sind inzwischen definitiv in der realen (Medien-) Welt angekommen, werden wahrgenommen, spielen eine Rolle, und sind nicht mehr nur das Produkt von Nerds.
Dazu gibt es auch weitere aktuelle Beispiele:
Das mehrfach ausgezeichnete Blog netzpolitik.org veröffentlichte am 31. Jan. 2009 einen Beitrag zur Rasterfahnung bei der Deutschen Bahn, dabei wurde auch ein Memo des Berliner Landesdatenschutzbeauftragten veröffentlicht. Am 3. Feb. erhielt der Blogautor eine Abmahnung der Deutschen Bahn, die er ebenfalls veröffentlichte. Mit Stand heute, 4. Feb., 18:00, sind dazu als direkte Reaktion mehr als 300 Antworten eingegangen. Wenige Stunden später berichtet der Autor über die ersten Reaktionen des Blogbeitrages und des entsprechenden Twitter Tweets - diese scheinen überwätigende zu sein. Auch die traditionellen Medien nehmen den Fall inzwischen in ihren Online-Angeboten auf, fast 40 Einträge zeigt aktuell allein Google News hierzu, von Spiegel Online über das Handelsblatt und Heise bis Golem und horizont.net. Ein aktueller Twitter Tweet des Blogautors meldet, dass das Dokument inzwischen über 40'000 Mal angeschaut wurde.
Unabhängig von der rechtlichen Bewertung der Veröffentlichungen zeigt das Beispiel, wie schnell und auch mächtig die neuen Formen der Online Kommunikation heute sein können. Ebenfalls ist der Fall ein Beispiel für ein (misslungenes) Kommunikationsmanagement.Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) in Deutschland hat mit Entscheidung vom 04.12.2008 (Nr. 5601) erstmals einen Blog im Internet indiziert; dies berichtet der beck-blog (Rechts-Blog des Fachverlages C. H. Beck)) am 22. Jan. 2009. Und dieses Verbot wurde nicht etwa wegen pornographischer oder gewaltverherrlichender Inhalte auf den Index gesetzt, sondern wegen der Verherrlichung von Magersucht! Es handelt sich um ein Blog, das
“Anorexie und Magersucht (Anorexia nervosa) in Gedichten, so genannten ‘Glaubensbekenntnissen’, Handlungsanweisungen und ‘Motivationsverträgen’ extrem positiv darstellt und glorifiziert”.Wegen der Indizierung darf die Website Kindern und Jugendlichen nicht mehr zugänglich gemacht werden. In Deutschland reicht dazu laut BeckBlog ein “Ich bin über 18″-Link nicht aus. Der Zugang darf nur mit individuellen Zugangsdaten gestattet werden, bei denen das Alter des Konto-Inhabers über das PostIdent-Verfahren festgestellt wurde. Hier ist durchaus bemerkenswert, dass das Gremium der Bundesprüfstelle einem Blog in der fast unendlichen Welt der Blogosphäre den "Tatbestand der Jugendgefährdung" zutraut. Dem Gremium wird damit die Arbeit wohl nicht ausgehen ...
Aus einem Land, in dem die Zensur der Medien und des Internet zum Alltag gehört, kommt ein drittes Beispiel über die Macht von Blogs bzw. der Online-Medien:
Nachdem das Werfen mit Schuhen auf Politiker scheinbar zur Mode geworden ist, traf es am 2. Feb. 2009 auch den chinesischen Ministerpräsident Jiabao, und zwar bei einer Rede in Cambridge. Dass chinesische Staatsfernsehen verschwieg diesen Vorfall zunächst, Meldungen im Internet fielen (fast) flächendeckend der Zensur zum Opfer. Aber eben nur fast, denn der Vorfall machte auch in China die Runde - dank dem Internet. Der entsprechende Ausschnitt wurde bei Youtube bis dato fast eine Millionen Mal angeschaut - obwohl man nicht wirklich etwas sieht! Deswegen sah sich das Staatsfernsehen dann doch gezwungen, auch über diesen Vorfall zu berichten. Klaus Kleber berichtete dazu auch im ZDF Heute Journal am 3. Feb. 2009 von der Macht der Online-Medien in China. Ach ja, und auch der spektakuläre Absturz eines Flugezugs in New York vor einigen Tagen wurde ja auch zunächst via einem Tweet verbreitet, dessen Foto dann von den traditionellen Medien wie auch dem Fernsehen übernommen wurden.
Und das Fazit?
Nun, ganz offensichtlich können Blogs und weitere Formen der Online-Kommunikation schneller und effizienter Nachrichten verbreiten als die traditionellen Medien, auch wie das Fernsehen. Und zum zweiten haben Unternehmen wie Staaten offensichtlich ihre Mühe im Umang mit den neune Kommunikationsformen.
Bildquelle und ©: pepsprog/PIXELIO
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