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20. Juli 2017

Wirtschafts- und Medienkompetenz anstatt staatlicher Regulierungswut

In den letzten Tagen wurde wieder eine neue Sau durch's Dorf getrieben, oder besser durch die Dörfer im Neuland. Diesmal sind es die Online Vergleichsportale. Und so kommt was kommen muss, der Ruf nach dem Staat:
"Verbraucherschützer warnen vor vorgegaukelter Unabhängigkeit bei Web-Vergleichsportalen. In Deutschland sind auch Politik und Justiz alarmiert." (NZZ 19.7.2017)
Vor allem in Deutschland reibt man sich immer wieder die Augen, wenn Online-Unternehmen durch den Staat gezwungen werden sollen, den Kern ihres Geschäftsmodells offen zu legen. Das kennen wir ja z.B. schon von den Forderungen an Google. So fordert es jetzt der Verbraucherzentrale
Bundesverband e.V.:

VZBV, 19.7.2017

Muss es immer gleich der Staat sein, der uns Bürger und Konsumenten zunehmend bevormundet? Und der dadurch den Unternehmern die Lust nimmt, Firmen zu gründen? Traut man uns denn gar nichts mehr zu? Gilt Eigenverantwortung nichts mehr?

Es gäbe andere Ansatzpunkte:
Investition in die Bildung in Sachen Medien- und Wirtschaftskompetenz! Die Menschen befähigen, damit sie eigrnverantwortlich entscheiden können. Sie zu kompetenten und mündigen Bürgern und Konsumenten machen.

Dass Schüler sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz zu wenig über Wirtschaft wissen, ist eigentlich bekannt (vgl. z.B. hier oder hier). Gleiches gilt für die Medien- und Informationskompetenzenz.

Also, die erste Lektion in Sachen Wirtschaftskompetenz lautet: "There ain’t no such thing as a free lunch" (TANSTAAFL) - Nichts ist umsonst. 

Ein Vergleichsportal wird von einem Unternehmen betrieben, und Unternehmen müssen Geld verdienen, selbst im Neuland Internet. Damit bezahlen sie ihre Kosten, z.B. die Löhne der Mitarbeitenden, und durch die Aussicht auf einen Gewinn werden sie motiviert, ihre Leistung überhaupt erst anzubieten. Und woher kommt das Geld? Nicht von uns Konsumenten; wir nehmen die Leistungen selbstredend unentgeltlich in Anspruch. Aber es kommt beispielsweise von denjenigen, die ihre Leistungen via dem Portal anbieten, indem sie dafür zahlen. Und wer nicht zahlt, ist nicht im Portal. Eine weitere Option ist die Werbung, oder der Verkauf von gesammelten Daten. 
Wer dieses ökonomische Grundverständnis kennt, fällt auch kaum auf vermeintliche objektive Vergleiche und Empfehlungen herein, wie es die Verbraucherschützer formulieren, weder Online noch Offline. Denn beispielsweise auch ein Versicherungsmakler bietet uns lediglich diejenigen Versicherungen an, die ihm eine Provision zahlen. Und je höher die Provision ist, desto mehr wird er die Versicherung anpreisen. 

Davon unbenommen ist sicherlich die Tatsache, dass Vergleichsportale mit harten Bandagen kämpfen; hier hat der Staat klar dafür zu sorgen, dass sich alle an die Spielregeln halten. Das heisst aber sicher nicht, dass sich der Staat anmasst, das Geschäftsmodell diktieren zu wollen. 

Ergänzung 21.7.2017
In einem Beitrag zum Umgang von Gesellschaft und Politik mit Algorithmen bei faz.net vom 20.7.2017 schreibt der Autor zum Schluss:
"Statt von einer Offenlegung der Algorithmen wird man eher über ihre Spielregeln und Grenzen reden müssen. Unternehmen werden belegen müssen, dass ein System so funktioniert wie behauptet. Datenauswahl und Datenbasis von Algorithmen sind zu diskutieren, und man wird auch über eine Zweckbindung von Daten nachdenken."
Wie bereits gesagt, es muss Spielregeln geben und deren Einhaltung muss überprüft werden können, nicht mehr und nicht weniger.


Bildquelle: pixabay.com



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