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26. Juli 2009

Neues Erwachen in der Verlagswelt? Klett vs. Duden

Bei diesen Aussagen staunt man nicht schlecht:
  • „Die Zukunft gehört der Anzeigenfinanzierung im Internet“
  • „Wir hätten schon vor fünf Jahren gratis online gehen sollen.“
  • „Die Welt zwischen zwei Buchdeckel zu pressen – das ist ein Gedanke, von dem man sich verabschieden muss“
  • „Unsere Kunden kriegen das, was sie wollen dort, wo sie gerade sind.“
Und sie stammen nicht etwa von einem naiven Verfechter der "Im Internet ist alles ist kostenlos" - Philosophie, sondern von Philipp Haußmann, dem CEO des zweitgrössten deutschen Verlages, der Ernst Klett AG, zu der auch die Marke Pons gehört. Am 25. Juli 2009 berichtet die die F.A.Z. in einem Artikel mit dem Titel "Klett bläst zum Angriff auf Duden" auf der letzten Seite des Wirtschaftsteils (S. 16), vor dem Wetter, über den am Montag startenden Angriff auf den Duden:
"Am kommenden Montag bringt Klett die deutsche Rechtschreibung ins Internet, gratis. "
Klett ist bisher im Bereich der deutschen Rechtschreibung nicht im Markt aufgetreten, sehr wohl aber über die Marke Pons bekannt im Bereich der Fremdsprachen-Wörterbücher und dem Sprachenportal www.pons.eu. Und man hat die zeichen des Web 2.0 bereits erkannt und umgesetzt:
"Nach dem Muster von Wikipedia arbeiten interessierte Anwender, oft hochqualifiziert, bei der Weiterentwicklung der Wörterbücher mit, wodurch diese Tag für Tag detaillierter werden."
Der aktuelle Schritt ins Internet hat eine klare strategische Komponente:
"Müsste Pons sich im Buchhandel gegen den dominanten Duden durchsetzen, würde es Jahre dauern, bis sich die Investition gelohnt hat, rechnet Haußmann vor. Durch seinen Online-Auftritt werde Pons die Verbraucher schneller erreichen."
Beim Duden wird man wohl kaum amused sein, aber selbstverständlich gibt man sich ganz offensichtlich entspannt und selbstbewusst. Und der neue Duden in seiner 25. Auflage ich ja längst nicht mehr nur ein Buch: Das Werk wird zusammen mit einer Korrektursoftware ausgeliefert.
"„Qualität muss man nicht verschenken“, sagt der Duden-Sprecher. Wer wolle einzelne Wörter nachschlagen? „Die eigentliche Revolution ist doch die Korrektur. Das ist die Problemlösung.“ Das Programm dafür habe Duden in der Schublade. „Damit wollen wir natürlich Geld verdienen. Aber vielleicht stellen wir auch das eines Tages kostenlos ins Internet.“"
Wir Konsumenten dürfen gespannt sein, welche Wirkungen der angekündigte Angriff haben wird!

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