Basierend auf dem Vortrag ist in der Februar 2009 Ausgabe des Informatik Spektrum ein entsprechender Beitrag erschienen: "Culture Technologies - Dreimal mehr in Herz und Kopf!" (DOI:10.1007/s00287-008-0311-8).
Darin fordert Dueck die wesentlich intensivere aber auch kreativere Nutzung der (Internet-) Technologie für die Bildung, und wird sehr deutlich in seiner Wortwahl, u.a. darüber was er von den Traditionalisten, den Bewahrern hält. Ein lesenswerter Artikel, der zuweilen zynisch und bissig ist, bewusst überzeichnet uind provoziert und (hoffentlich) zum Nachdenken anregt.
Es folgen einige Kernaussagen aus dem Artikel, zunächst die Definition von Culture Technologies:
"Culture Technologies ist für mich die Gesamtheit der technologischen Anstrengungen, um die Bildung und dasWissen derMenschheit eine ganzeUnd seine zentrale Forderung nach Innovation, Kreativität und globalen Visionen:
Stufe höher zu schrauben. [...]
Ich möchte, dass wir aufhören, dasWissen ganz unverändert nur ins Internet zu stellen.Wir müssen zu Bildung 2.0 oder 3.0, zu einer höheren Stufe eben."
"Muss das heute alles noch so antiquiert zugehen? Können wir nicht die ganze IT, die Mathematik, die Informatik, das Web 2.0, die Multi-Media-Technik mit den Naturwissenschaften zusammenpacken und die Bildung auf ein ganz neues Niveau heben? Diesen meinen Gedanken, der von den Bananensteckern und den Logarithmentafeln ausging, möchte ich hier zu einer Vision ausbreiten,Und er teilt kräftig aus, vor allem adressiert an die 'Älteren':
wie wir in Deutschland eine ganze mittelständische Industrie entstehen lassen, vergleichbar mit einer wie Hollywood, die eben Bildung für die ganze Welt produziert. [...]
Deshalb ist ,,Culture Tech“ natürlich global."
"Es ist so schwer, Ihnen klar zu machen, dass Sie sich nur am Alten festklammern, warum auch immer."Und als ein Beispiel dazu:
"Das BUCH ist heilig. Nichts in html oder pdf ist dem Buche gleich, heißt es! Ich stelle mir die Konservativen zur Lutherzeit vor, die damals wetterten, dass man die Bibel nun unglücklicherweise lesen kann und nicht mehr im Herzen auswendig mit sich trägt. Gott hat des MenschenHerz verlassen und ist in das Bücherregal umgezogen! Pfui – zum Teufel mit dem Buch! Und der Teufel selbst sagt: ,,Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Genau deshalb ist das Buch Teufelswerk, weil der eigentliche Inhalt des Menschen in gedruckter Form außerhalb von ihm vorliegt. Haben Sie das vergessen? Es war um 1500 herum. Heute liegt der eigentliche Kern des Menschen nicht mehr gedruckt vor, sondern online. Na und? Wollen Sie vor 1450 zurück? Zu Homer? Zu Gesängen? [...]Anschliessend beschreibt Dueck dann seine Ideen, seine Wünsche, formuliert Fragen aber verspricht kein lückeloses konsistentes Modell:
Immer, wenn eine neue Kulturtechnik das Lernen erleichtert, entrüsten sich alle Älteren. Sie sehen das Erlernen des Basiswissens in Gefahr, das sie für heilig und unantastbar halten. ,,Niemand kann mehr Kopfrechnen und Gedichte aufsagen.“ [...]
Sollten wir einmal einen Pisa-IQ für Ältere erheben? Ich finde diese Diskussionen so ätzend! [...]
Hey, sehen Sie als Ältere denn nicht, wie die Zeit Sie alle überrollt? [...]
Wie Sie als Ältere das Internet als Schund verdammen, selbst aber nach gesicherten Statistiken vier Stunden am Tag solche TV-Programme anschauen, die Marcel Reich-Ranicki zum Aufschäumen bringen?"
"Was ich beim Nachdenken über solche Einzelbeispiele erträume, ist eine ganz neue Bildungsform, bei denen wir wirklich dreimal mehr, zehnmal mehr lernen als heute."
"Ich wünschemir so viel. Ich wünsche mir einWikipedia, in dem es sehr verschiedene Antworten gibt: Für den Kindergarten, für Experten, für Jauch-Show-Spicker, für jeden Wissensbedarf eben. [...]Abschliessend geht Dueck auf die neuen notwendig werdenden Infrastrukturen ein: Lehrpläne, Unterrichtsmittel, aber auch breitbandiges Internet und Netbooks für jeden Studierenden.
Ich wünsche mir das Projekt Gutenberg der Bücher auch in Formvon Hörbüchern. Alles soll auch vorlesbar vorliegen. [...]
Ich wünsch mir alle Dramen wie auch alle Opern als ,,podcast“ oder ähnlich. Bald geht die gesamte Bildung derWelt auf einen Stick! [...]
Wie bei Facebook stellen alle Schüler und sonstigenMenschen ihre Malereien als Albumins Internet und kommentieren die Bilder gegenseitig. Gegenseitiges Notengeben statt Lehrergeschmacksdiktat. Trauen wir uns einen Sprung in Evaluation 2.0 zu? Oder ist Bildergutschlechtfinden eine Sache der Lehrer-Allmacht, so wie imFußball, wo nur Günter Netzer wirklich sagen kann, wer unabhängig vomErgebnis gut gespielt hat? [...]
Ist eine Supervideo-Vorlesung von Albert Einstein nicht besser als eine normal schlechte Vorlesung eines normal mittelmäßigen Professors ...?
[...]
Die Schüler sollten schöpferischer werden. Mit Computern kann manmalen und sich dann von anderen coachen lassen. Mit Computern kann man Songs komponieren, instrumentieren. [...]
Ich möchte, dass die Verlage aufhören, normale Fachbücher dümmlich als pdf noch einmal ohne eigene Kosten zu verkaufen, was ja kaum jemand will.Was wir brauchen, sind elektronische Bücher, aus denen man die Bilder, Tabellen etc. in verarbeitbaren Form in Powerpoints oder andere Bücher herausnehmen kann. Man muss auch Bilder und Tabellen ,,zitieren“ können, nicht nur Sätze. [...]
Warum gibt es so wenige Mathefilme? [...]
Warum gibt es keine Filme, wie Computer innen funktionieren? Was Befehle wie Save, Load etc. tatsächlich in der Physik bedeuten?Warum gibt es keine Filme, wie der Prozessor arbeitet? Wie multipliziert er?
"Deutschland sollteWeltbildungsproduzent werden. Aus dem Land der Dichter und Denker wird ein Exportland für Culture Tech."Das Video zum Vortrag gibts hier.
Bildquelle und ©: pixelio/RainerSturm
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen