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24. Oktober 2011

Wie Social Media offensichtlich doch eine Wahl beeinflussen können


Die Schweiz hat gewählt - und Social Media haben offensichtlich (noch) keine wirkliche Rolle im Wahlkampf gespielt, wie z.B. diese erste Analyse zeigt oder wie bereits hier diskutiert.

Aber dass es auch anders geht, zeigt die Wahl des Oberbürgermeisters in der deutschen Stadt Nürtingen.

Die F.A.Z. berichtete am 21. Okt. darüber, dass eine Frau, Claudia Grau, die bereits in der Stadtregierung aktiv ist, zur Oberbürgermeisterin gewählt werden soll, obwohl sie gar nicht antritt. (Beiträge dazu in der Stuttgarter Zeitung vom 18. Okt. und vom  22. Okt.)
Da offensichtlich genügend Bürger mit dem Amtsinhaber und den offiziellen Kandidaten unzufrieden waren, wurde für die inoffizielle Kandidatin vor allem via Social Media Wahlkampf gemacht.

Der Südkurier schreibt dazu:
"Claudia Grau war gegen ihren Willen von Sympathisanten via Internet unterstützt worden. In sozialen Netzwerken wie Google+ und Facebook, beim Kurznachrichtendienst Twitter oder per E-Mail-Kette waren die Wähler aufgerufen worden, Grau nachträglich auf den Stimmzettel zu schreiben."
Und das Ergebnis?
Das ZDF spricht auf heute.de - und auch andere Medien - von einer Wahlposse, die Stuttgarter Zeitung schreibt nüchtern Otmar Heirich bleibt Oberbürgermeister
Immerhin hat die nicht offiziell kandidierende Kandidatin 32 Prozent (!) der Stimmen erhalten und lag somit auf dem zweiten Platz vor zwei offiziellen Kandidaten. 
Social Media können also durchaus etwas bewirken, aber offensichtlich muss der Leidensdruck entsprechend hoch sein. 
Interessant wäre natürlich eine Analyse, was tatsächlich die 32% motiviert hat, die Kandidatin zu wählen - welche Rolle spielten Social Media tatsächlich? Immerhin zeigt die entsprechende Facebook Seite heute lediglich 26 Fans. 
Schade nur, wie der Sieger, der alte und neue Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD), auf das knappe Drittel an Stimmen für eine potentielle Oberbürgermeisterin reagiert: Als "höchst befremdlich" und "undemokratisch" bewertet er die Internet-Aktion, und er schiebt sie gleich einmal in die "links-alternative Ecke".  Notabene 32% links-alternative Bürger in Nürtingen? Wohl kaum. 
Nur eine Gefällt-mir-Demokratie?  Eher ein Lehrstück in Demokratie. 

Facebook Seite (Stand 24. Okt. 2011)

Bildquelle: pixelio.de, Fotograf © Thomas Siepmann

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