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17. November 2009

Electronic Medical Records (EMR) bringen in den USA bisher kaum Nutzen

Das Thema Gesundheitskosten ist weltweit ein Thema. Erst am Sonntag berichtetet die NZZ im Artikel "Enormes Sparpotenzial im Spital" über die Ineffizienzen in Spitälern in der Schweiz.

Über den Einsatz von Informationssystemen im Gesundheitsbereich in den USA haben wir bereits berichtet: "eHealth in den USA: Bisher ein Flop?". Die in diesem Beitrag zitierte Studie wird hier aktuell nochmals diskutiert.

Zwei aktuelle Publikationen beschäftigen sich mit der Implemetation von Electronic Medical Records (EMR) im amerikanischen Gesundheitssystem. Zu beachten ist bei der Diskussion, dass der EMR sich konzeptionell unterscheidet vom Electronic Health Record (EHR) (vgl. z.B. Electronic Medical Records vs. Electronic Health Records (HIMSS Analytics White Paper)).

Die New York Times berichtet im Beitrag "Little Benefit Seen, So Far, in Electronic Patient Records" vom 15. Nov. 2009 über eine neue Studie zum Thema EMR. Es wurden die Wirkungen von EMR auf nationaler Ebene in den USA analysiert. Dazu wurden 3000 Spitäler untersucht. Die Ergebnisse sind insgesamt ernüchternd:
" 'The way electronic medical records are used now has not yet had a real impact on the quality or cost of health care,'said Dr. Ashish K. Jha, an assistant professor at the Harvard School of Public Health, who led the research project."
... und:
" 'There will be no clear answers on the overall payoff from the wider use of electronic health records until we get further along, five years or more,' said Dr. Bell, senior vice president for health information technology services at Masspro, a nonprofit group. 'But that doesn’t mean we shouldn’t go forward.' "
Der Beitrag "Implementing Electronic Medical Records" von Leah Hoffmann in der November 2009 Ausgabe der CACM ist da etwas positiver:
"Despite a number of challenges, patients' medical records are slowly making the transition to the digital age."
Die Autorin sieht einen Grund der mangelnden Nutzung von EMR im Ungleichgewicht von Aufwand und Nutzen: Wenn Ärzte investieren, profitieren vor allem die Versicherungen.

Neben den falschen oder mangelnden ökonomischen Anreizen sieht Hoffmann aber auch drei weitere Herausfordungen im Zusammenhang mit der Implementation von EMR:"
protocols and standards, privacy, and how physicians practice medicine."

Es gibt in den USA mehrere 100 Systemanbieter, "But standards for the collection, exchange, and retrieval of electronic medical information vary widely from system to system."

Und zur Privacy:
"HIPAA (Health Insurance Portability and Accountability Act) doesn't address data ownership, and though it gives patients access to their records in most situations, it also grants doctors plenty of authority such as the right to share data with insurance companies, for example, and with other medical specialists."
Hier blickt die Autorin nach Europa, wo zumindest auf der legalen Basis die Regeln klarer formuliert sind.

Und auch das ein bekanntes Thema: Ganz offensichtlich sind die EMR Systeme zu wenig auf den Alltag der Ärtze zugeschnitten, Usability-Fragen einernseits, eine adäquate Workflow-Unterstützung andererseits sind die Herausforderungen hier.


Bildquelle (CC Lizenz): flickr.com / robertjasoncross



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