Seiten

20. März 2009

Studie zur Zukunft der Tageszeitung der Friedrich-Ebert-Stiftung

Als gäbe es nicht genug Negativschlagzeilen einzelner Blätter aus der Zeitungsindustrie, hat jetzt die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie veröffentlicht mit der folgenden Schlussfolgerung: "Das Internet verdrängt zweifellos die klassische Zeitung auf Papier."

Die Studie mit dem Titel "Das Verschwinden der Zeitung? Internationale Trends und medienpolitische Problemfelder" wurde von den Autoren Stephan Weichert und Leif Kramp im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung verfasst.

Die Studie beginnt mit "Thesen und Handlungsempfehlungen", daraus eingie Auszüge:

  • "Das Internet verdrängt zweifellos die klassische Zeitung auf Papier"
  • "Journalistischen Online-Angeboten mangelt es derzeit noch an verlässlichen Erlösmodellen, die den Qualitätsjournalismus dauerhaft sichern helfen."
  • "Die Vertriebsform der klassischen Zeitung auf Papier ist überholt; elektronische Verteilformen sind nutzerfreundlicher, wirtschaftlicher und ökologischer."
  • "Gerade in Blogs, Social Communities etc. steckt ein wichtiges Ergänzungsverhältnis im Hinblick auf etablierte Medien: Ungeachtet der Finanzierungsfrage ergeben sich neue Formen der Vergemeinschaftung und Interaktivität, die sich der professionelle Journalismus stärker zunutze machen muss, um seiner Orientierungsfunktion auf verschiedenen Plattformen besser gerecht zu werden."
  • "Die mangelnde Bereitschaft mancher Journalisten, sich auf die neuen Anforderungen digitaler Medienumgebungen und Konvergenztendenzen einzulassen, hat einen erheblichen redaktionellen Innovationsrückstand gegenüber nicht-journalistischen Angeboten begünstigt, der kaum noch aufzuholen ist."
  • "Multimediale Großunternehmen, die global und in unterschiedlichen Mediensparten agieren, profitieren eher von der Krise der Zeitungsbranche, ..."
  • "Das allmähliche Ausbluten traditioneller Presseverlage und die Konzentrationswelle, ausgelöst durch ›feindliche‹ Übernahmen multinationaler Konzerne, führen dazu, dass noch mehr und noch schneller ungleiche Meinungs- und Informationsmonopole entstehen, die den Qualitätsjournalismus in seiner Kernbestimmung, glaubwürdige und unabhängige Informationen zu vermitteln, konsequent unterwandern."
  • "Erschwerend kommen die sich ändernden Gewohnheiten und Vorlieben der Nutzer hinzu."
  • "Ein tragfähiges Geschäftsmodell für Zeitungen zu finden, das qualitativ hochwertige Inhalte garantiert, wird schwieriger."
Weitere Thesen behandeln die Liberalisierung der Pressefusionskontrolle, die Medienaufsicht und das Engagement gemeinnütziger Organisationen zur journalistischen Qualitätssicherung.

Für den aufmerksamen Leser sind dies sicher z.T. Binsenwahrheiten, für die Vertreter der traditioenllen Medien sicher unliebsame Wahrheiten.


Das erste Hauptkapitel beschäftigt sich dann mit einem Überblick internationalen Trends und medienpolitischen Problemfeldern. In dieser Zusammenfassung der Entwicklungen erfährt der Leser viel Bekanntes sowie statistisches Material insbesondere zur Mediennutzung.
Im zweiten Kapitel "Medienpolitische Problemfelder in Deutschland: Ergebnisse der Fragebogenerhebung" werden die Ergebnisse der "Meinungsumfrage - Fragebogenerhebung von März bis Mai 2008 - unter deutschen Experten aus Pressewirtschaft, Verlagswesen, Journalismus und Medienpolitik" aufbereitet. Insgesamt gaben 43 Experten zur medienpolitische Perspektive Auskunft. Die Ergebnisse werden Frage für Frage diskutiert, sie fliessen in die Thesen ein wie auch das erste Kapitel.

Im dritten Teil geht es um die Presseförderung in Europa, die Situation von Belgien bis Zypern wird dargestellt.


Anschliessend werden dann "Ausgewählte Qualitätsinitiativen in USA und Europa" aufgelistet und beschrieben.



Fazit
Eines zeigt sich deutlich in der Studie:
Als Reaktion auf die Erkenntnisse, die nicht neu, aber durchaus zuteffend sind, werden nicht primär Innovation und Kreativität als Massnahmen vorgeschlagen und thematisiert, sondern viele Seiten werden zu Aspekten wie den medienplitischen Instrumenten (notabene des Staates) oder der (staatlichen) Presseförderung gefüllt. Wie gesagt, Aufftraggeber der Studie war die Friedrich-Ebert-Stiftung, die mit dem Slogan auf der Hompage wirbt: "Der sozialen Demokratie verpflichtet". In der heutigen Zeit heisst dass dann wohl "Der Staat wirds schon richten".


Bildquelle: Titelseite der Studie

Keine Kommentare: