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19. Februar 2009

'New York Times 2.0' - ein Vorbild für die Branche?

'New York Times goes Web 2.0', und zwar in fast voller Konsequenz. Der "Netzökonom" Holger Schmidt fasst in seinem Beitrag "New York Times und die Revolution im Internet" im F.A.Z. Blog Netzökonom die jüngtsten Entwicklungen bei der NYT zusammen. "Verleger müssen wie Google denken" titelte die F.A.Z. am 3. Feb. 2009 und bezog sich damit auf die Hauptaussage des Medienforschers Jeff Jarvis in einem Interview. Und das tut die NYT jetzt offensichtlich: Sie veröffentlicht Schnittstellen (APIs) zu ihren Inhalten, über die dann jeder im Web auf den entsprechenden NYT Content zugreifen kann: Article Search API, TimesPeople API, Best Sellers API, Movie Reviews API, New York Times Campaign Finance API, etc.

Der Netzökonom fasst es so zusammen:

"Alle Internetseiten können sich darüber mit der New York Times verbinden, deren Inhalte kostenlos in ihre eigenen Seiten einbauen und sie mit anderen Inhalten zu sogenannten Mashups verknüpfen - genauso wie es Google mit seinen Landkarten oder Videos macht. Die New York Times wird also zu einem Anbieter von Daten, die von Maschinen und nicht nur von Menschen gelesen werden können. Nur dann, so die Strategie, können sich die Inhalte wirklich schnell und flächendeckend im Internet verbreiten. "
So weit so gut. Aber erschüttert dieses Vorgehen nicht grundlegend das Geschäftsmodell einer Qualitätszeitung wie der NYT? Wie werden die Inhalte der NYT zukünftig generiert? Wie werden sie finanziert? Wie die Qualität sichergestellt? Fast beiläufig bemerkt der Netzökonom weiter:
"Das löst zwar noch nicht das Problem, wie der Besucherstrom in Erlöse umgewandelt wird, ist aber der bisher ehrgeizigste Ansatz eines Medienhauses, sich im Web 2.0 dauerhaft gegen Powerhäuser wie Google oder Facebook zu behaupten. "
Sicher, ein durchaus spannender Ansatz, der mehr verspricht als so manches absurdes Konzept der Mitbewerber (vgl. z.B. "US Verlage brechen alle Tabus", FTD 7. Feb. 2009). Weitere Beiträge dieses Blogs über Strategien zur Zukunftsicherung von Qualitätszeitungen sind u.a. ""der Freitag" - Erfolg als hybride Qualitätszeitung !?", "Qualitätssteigerung als Mittel gegen den Untergang der Qualitätszeitungen?!", "Die gedruckte Zeitung als episches
Medium mit Zukunft !?", "Unternehmerisch denkende Journalisten als Rettung für den Qualitätsjournalismus?".

Oder ist doch EPIC, "The Evolving Personalized Information Construct", dass 2014 von der Firma Googlezon angeboten wird, die Zukunft? In dem Bericht des Museums of Media History aus dem Jahr 2015 (deutsche Fassung), der die Medienentwicklung rückblickend aufzeigt, klagt die NTY gegen Googlezon (ein Zusammenschluss von Google und Amazon) vor dem obersten amerikanischen Gericht wegen Urheberechtsverletzungen, die NYT verliert, 2014 geht die NYT schlussendlich Offline, ist als gedrucktes Mitteilungsblatt nur noch für "die Elite und die Älteren" verfügbar - hat sich so Miriam Meckel "das epische Medium mit Zukunft" vorgestellt?

Bis 2014 - das sind gerade einmal fünf Jahre ... - Nichts ist spannender als die Zukunft!


Bildquellen:
The New York Times Blog Open
Flashfilm Epic 2015

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