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12. November 2014

Zur Rolle und Ausgestaltung der Kinder- und Jugendpartizipation

Im Sommer 2013 berichtete ich  von der Diskussion zur Jugendbeteiligung am IBK Jugenddialog. Zur Rolle der traditionellen Mechanismen in der politischen Beteiligung schrieb ich:
"Deutlich wurde auch die unterschiedliche Wahrnehmung von Politik: Frau Erler zielte mit ihren Fragen und Antworten immer wieder auch auf die Institutionen der Politik wie z.B. Parteien. Die Jugendlichen dagegen wollen sich vor allem mit den sachlichen Themen beschäftigen, Parteipolitik schien für sie keine Rolle zu spielen.
Hier sehe ich durchaus eine wichtige und grundsätzliche Entwicklung: Beteiligung findet zu Sachthemen statt und wird nicht primär durch politische Institutionen und Strukturen abgebildet." 
Gestern wurden die ersten Ergebnisse der Studie "Von der Stimme zur Wirkung" in den Medien publiziert. Die Studie zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Rieker, Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, im Auftrag von UNICEF Schweiz im Zeitraum 2012 bis 2014 durchgeführt.

Der Titel des NZZ Beitrags lautet Kinder leben Mitbestimmung anders aus - diese Schlussfolgerung wird in verschiedenen Aussagen in den publizierten Ergebnissen durchaus deutlich:
"Je älter ein Kind wird, desto weniger partizipiert es in Schule und Gemeinde. Dies könnte darauf hindeuten, dass entsprechende bestehende Partizipationsangebote zu wenig an den jugendtypischen Lebenswelten ausgerichtet sind. Ist nämlich ein individuelles Interesse vorhanden, wird rege partizipiert. [...] Partizipation hängt zudem davon ab, ob und wie Erwachsene die Mitwirkung der Heranwachsenden aktiv anstreben und unterstützen." (Quelle)
Daraus ergeben sich entsprechende Konsequenzen:
"«Die Ergebnisse zeigen, dass Beziehungen so gestaltet werden müssen, dass Kinder und Jugendliche von sich aus und aus eigener Initiative partizipieren», sagt Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz. «Sie müssen erleben, dass sie durch ihr Handeln und Tun eine Wirkung erzeugen können. Dazu braucht es die entsprechende Haltung und Geduld der beteiligten Erwachsenen sowie Plattformen und Gefässe, bei welchen sich Kinder und Jugendliche auf einfachem, unbürokratischem Weg „Gehör verschaffen“, ihre Anliegen und Ideen diskutieren und in altersgerechten Formen darüber verhandeln können.»"   (Quelle)
Zentral scheint mir, das Partizipation  - nicht nur von Kindern und Jugendlichen - Wirkung zeigt und diese vorab klar und transparent artikuliert und kommuniziert wird.

Die Begriffe Plattformen und Gefässe geben einen Hinweis auf den Einsatz neuer Medien:
"Genauere Analysen zeigen dabei, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Nutzung neuer Medien als Kommunikationsplattform durch Kinder und Jugendliche und ihrer durchschnittlichen Partizipation in den untersuchten Handlungsfeldern gibt. Werden neue Medien hingegen vorwiegend als Plattform für Spiele und für den Konsum von Filmen benutzt, so besteht kein Zusammenhang hinsichtlich ihrer durchschnittlichen Partizipation." (Quelle, S: 9f.)
Daraus kann man interpretieren, das die Nutzung von eMail, Chat und Messaging einen positiven Effekt auf die Partizipation haben. Nur konsequent ist es dann, diese Formen der Kommunikation als Plattform und Gefäss für die Kinder- und Jugendpartizipation einzusetzen.

Genau diese Form der eParticipation - der IKT-gestützten Kinder- und Jugendpartizipation - steht im Zentrum eines Projektes einer mittelgrossen stgaller Gemeinde, das ich im Rahmen meiner Tätigkeit an der FHS St. Gallen zusammen mit einer Kollegin im kommenden Jahr begleiten werde.

Deutlich wird in den bisher publizierten Ergebnissen der Studie, dass Kinder- und Jugendliche sehr wohl partizipieren wollen, aber eben anders. Solange aber die Erwachsenen nicht müde werden auf die traditionellen Mechanismen zu bauen, wird die Kinder- und Jugendpartizipation sicherlich nicht intensiviert werden können.

Im Sommer 2013 stellte ich dazu in meinem Beitrag fest:
"Es stellt sich dann aber u.a. die Frage, wie dass durch Parteien dominierte parlamentarische System zukünftig geeignet ist, die Gesellschaft in allen ihren Facetten abzubilden und Entscheidungen für die Gesellschaft zu treffen. Alternative Formen der Partizipation - jenseits der Wahlen - spielen also für die demokratische Entwicklung unserer Gesellschaft eine zentrale Rolle - Stichwort offene gesellschaftliche Innovation."

Bildquelle: undpeuropeandcis on flickr.com (CC BY-NC-SA 2.0)

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