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20. Juli 2012

Blogs in der Lehre - Feedback von Studierenden

Im vergangenen Frühjahrssemester haben die Studierenden im Rahmen der Lehrveranstaltung "Informationsgesellschaft, -ethik und -politik" (IGEP) im Bachelorstudiengang Informationswissenschaft an der HTW Chur einen thematischen Blog zu ihren jeweiligen Themen über das ganze Semester geführt; dies in Gruppen von zwei bis vier Studierenden.

Wie schon in vorangegangenen Veranstaltungen habe ich nach Abschluss des Semesters eine anonyme Umfrage durchgeführt. Die Auswertung präsentiere ich hier zusammenfassend.

Die Erhebung wurde Online via Unipark durchgeführt. Insgesamt konnte ich 24 Fragebögen auswerten, 70% der Studierenden sind weiblich. Die Studierenden sind Teilzeitstudierende, d.h. in der Regel berufstätig und in Bezug auf das Alter nicht ausschliesslich Angehörige der Net-Generation.

Es folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse:


Vorherige Blog Erfahrungen 
Knapp zwei Drittel der Studierenden waren vorher überhaupt nicht in der Blogospähre aktiv, immerhin ein Drittel gelegentlich. Erfahrungen mit einem eigenen Blog hatten dagegen vier Studierende.

Aufsetzen des Blogs (technisch)
Zwei Drittel empfanden das Aufsetzen des Blogs einfach oder sehr einfach. Schwierigkeiten waren vor allem die Auswahl des Blogsystems sowie der Umgang mit den Eigenheiten des Blogssystems. 

Mehrheitlich (73%) benötigten die Studierenden zum Aufsetzen des Blogs zwei Stunden oder weniger. 

Als Blogsysteme wurden genutzt Blogspot mit 5% und Wordpress mit 95%.  

Start des Blogs (inhaltlich)
Der Start des Bloggen an sich war dann weniger einfach: 46% fanden es schwierig oder sehr schwierig. Schwierigkeiten waren einerseits die Themeneingrenzung bzw. Strukturierung, andererseits Unsicherheiten beim Schreibstil und bei der Wahl der richtigen Sprache, aber auch eher handwerkliche Fragen wie das Einbinden von Bildern oder Verlinkungen wurden als Schwierigkeiten genannt. Hier wurde deutlich, dass insgesamt wenig Erfahrung mit dem Bloggen bestand. 

Durch andere Kommentare wurde auch deutlich, dass die Aufbereitung eines Themas in einem Blog sich deutlich unterscheidet von einer traditionellen Haus- oder Seminararbeit. Weiterhin wurde auch erwähnt, dass die Öffentlichkeit des Blogs verunsichert hat. 

Führen des Blogs (zeitlich)
Über die Zeit hat sich bei knapp der Hälfte der Studierenden (41%) der Aufwand für's Bloggen reduziert. Hier hat sich vor allem die Routine bemerkbar gemacht. 

Die Erfahrungen mit der thematischen Auseinandersetzung über ein Semester hinweg wurden grundsätzlich positiv beurteilt.

Der Wissenszuwachs durch das Bloggen über ein Semester hinweg wurde überwiegend als sehr positiv beurteilt, insbesondere wurde auch immer wieder die zunehmende Differenziertheit bei der Betrachtung eines Themas erwähnt. 

Den Blog über das Semester hinweg weiterführen will keiner der Studierenden

Das IGEP Format
Immerhin die Hälfte der Studierenden fanden das Format gut oder sehr gut geeignet für die Lehrveranstaltung, ein Drittel war unentschieden. Das Format umfasst neben dem Blog insbesondere auch die Aufbereitung des Themas in der Gestaltung einer entsprechenden Lehreinheit von 45 Minuten. Aufgrund der Zahl der Studierenden und der verfügbaren Zeit war das Semesterprogramm leider etwas gedrängt, was entsprechend - zu recht - kritisiert wurde. 

Und 59% der Studierenden meint, dass sie durch das IGEP Format letztendlich mehr gelernt haben als bei einer traditionellen Haus-/Seminararbeit. Lediglich 10% sind hier entgegen gesetzter Meinung. 

Den Blog als Teil eines Leistungsnachweises finden immerhin 55% gut oder sehr gut, 36% sind unentschieden.

Erstmals wurden die Blogs in Gruppen geführt, dies nicht zuletzt wegen der hohen Zahl der Studierenden in diesem Kurs. Dies hat zu gewissen Problemen geführt, die vor allem mit der notwendigen Abstimmung zwischen den Teammitgliedern zu tun hatten.

Bedingt durch Zeitdruck ganz allgemein - Job, Familie, Studium incl. Prüfungen - blieb zu wenig Zeit, um sich auch mit den Themen anderer Gruppen intensiver zu beschäftigen. Diese Herausforderung stellt sich auch bei einem Seminarformat mit einer entsprechend abzufassenden Seminararbeit, in dem IGEP früher durchgeführt wurde. Das Bloggen bietet aber den Vorteil, dass wenigstens das eigene Thema intensiver bearbeitet werden kann kann bzw. muss, da der Blog sich über das Semester erstreckt, eine Seminararbeit aber erfahrungsgemäss innerhalb einer eher kurzen Zeit während des Semester erstellt wird. 

Die komplette Auswertung ist in der folgenden Präsentation dokumentiert:


Bildquelle: flickr.com/DonnaGrason
ergänzt 12.10.2012:
Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade zum Einsatz von Social Media in der Lehre.


1 Kommentar:

Etienne Ruedin hat gesagt…

Die Blogosphäre besteht aus Bloggern, Bloglesern und Kommentatoren. Hatten die Studenten nur den Auftrag zu publizieren, oder auch zu diskutieren (kommentieren)? Die Blogs, die ich angeschaut hatte, waren mehr oder minder kommentarlos. Eine verpasste Chance; ebenso diejenige der fehlenden sprachlichen Höchstleistungen: zwar korrekt zitiert und brav die Quellen angegeben – aber sprachlich sind einige Beiträge meines Erachtens auf traurig tiefem Niveau. Wenn jemand das Gegenteil von dem schreibt, was er aus dem Zusammenhang gelesen wohl meint, von zehn möglichen Ausdrücken den elften, unpassenden wählt, ist das eine traurige sprachliche Bilanz für eine Schule auf universitärem Niveau.