Seiten

28. Dezember 2017

Über die Vergänglichkeit neuer Medien

Schillers sämtliche Werke, 5. Band, 1856.
Kürzlich hielt ich die gesammelten Werke von Friedrich Schiller in den Händen, eine gedruckte Ausgabe von 1856, also 161 jahre alt. Der Zugriff auf den Inhalt war kein Problem und ohne Zeitverzögerung möglich.

Diese Begegnung mit totem Holz, wie einige Zeitgenossen gedruckte Bücher etwas despektierlich bezeichnen, machte mir wieder einmal klar, wie vergänglich doch unsere neuen, digitalen (Speicher-) Medien sind.

Die 161 Jahre alte Schillerausgabe ist allerdings nichts gegen die alten Handschriften in der stgaller Stiftsbibliothek. Die ältesten handschriftlichen Dokumente reichen bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts zurück. Mit etwas Übung ist man auch in der Lage, diese Dokumente zu entziffern und zu verstehen, sofern man des Latainischen mächtig ist.
Sicher, inzwiwschen sind ein Teil dieser historischen Dokumente digitalisiert und damit Online verfügbar, aber die Langzeitarchivierung auf Papier, in diesem Fall bereits über 1000 Jahre, ist unschlagbar.

5.25″ und 3.5"- Disketten
Wie vergänglich unsere digitalen Speichermeiden sind, zeigt sich anhand meiner eigenen Erfahrungen.

Als ich mit meinem ersten Homecomputer begann zu programmieren, wurden die Daten noch auf einer Kompaktkassette via Kassettenrecorder gespeichert. Das war so in etwas um 1980 herum.
Im Studium benutze ich dann den ersten richtigen MS-DOS PC, die Daten wurden auf Disketten als externes Speichermedium gespeichert. Die 5.25″-Disketten fassten immerhin 1'200 kB (!) - das reichte tatsächlich für meine Diplomarbeit. Meine Diss habe ich dann auf einer 3.5″-Diskette extern gespeichert, max. Kapazität 2'880 kB (also 2.8 MB). Später dann migrierte ich meine Daten auf CD's, die auch noch irgendwo schlummern. Und aktuell sind die allermeisten meiner Daten in der Cloud.

Aber mehr als anschauen kann ich diese Medien leider nicht. Ein Zugriff auf die Informationen wäre nur möglich, wenn ich irgendwo ein entsprechendes Disketten- oder CD-Laufwerk auftreiben könnte.  Und ob die alten Datenträger überhaupt noch lesbar sind, ich weiss es nicht. Ganz im Gegensatz zu den oben erwähnten analogen Medien, auf die ein sofortiger Zugriff möglich ist.

Es ist durchaus offen, mit welchen Strategien die Unmenge von Daten, die wir heute produzieren, langfristig gesichert werden können. Das digitale Vergessen ist eine grosse Herausforderung der heutigen Zeit. Nicht zuletzt die leider zahlreichen toten Links in diesem Blog zeugen von der Vergänglichkeit unserer digitalen Medien.




Keine Kommentare: