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18. April 2010

re:publica 2010 - Der dritte Tag

Impressionen aus der Kalkscheune
Am dritten re:publica 2010 - Tag waren - neben den zahlreichen weiteren Veranstaltungen - zwei grosse Namen angekündigt, Götz Werner und Miriam Meckel.

Wegen der zunehmenden Reiseeinschränkungen am Freitag aufgrund der isländischen Vulkanasche musste der Vortrag von Rick Whitt von Google zur Netzneutralität leider ausfallen.


Götz Werner hat mich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Wer sich mit den Frage beschäftigt, die er im Vortrag "Revolution im Kopf" diskutiert hat, der hat nichts Neues erfahren. Werner ist sicher ein Visionär und spricht - vielleicht unbequeme - Wahrheiten aus.

Seine Aussagen sind für den eher traditionell denkenden Menschen sicher provozierend - und das sollen sie ja auch sein. Er fordert ein Umdenken beim Verhältnis von Arbeit und Einkommen, fordert die Entkopplung von Einkommen und Arbeit und formuliert so z.B. "Einkommen ist die Voraussetzung für Arbeit".
In der Konsequenz fordert Werner ein bedingungsloses Grundeinkommen. Mit dieser Forderung begeistert er das Publikum (erwartungsgemäss), die Sueddeutsche Zeitung wird u.a. auch wegen dieser Aussagen von Werner - und wohl der Reaktion der Zuhörer - behaupten, "Die "Re:Publica" ist eine dezidiert linke Konferenz geworden".
Wie gesagt, die Aussagen und Forderungen von Werner sind nicht wirklich neu, sie wurden schon zigfach in Interviews und Talkshows von ihm vorgestellt.

Beim Vortrag an sich konnte man sich voll und ganz auf den Vortragenden konzentrieren, denn er hat frei und völlig ohne weitere Hilfsmittel wie Folien geredet.


Miriam Meckel hat ihren Vortrag mit "This object cannot be liked" überschrieben. Sie beschäftigte sich mit der Frage was passieren würde, wenn Algorithmen zunehmend das menschliche Leben bestimmen: „Was würde geschehen, wenn es den Zufall nicht mehr geben würde?" (Videomitschnitt des Vortrags)

Damit adressiert Meckel eine ähnliche Fragestellung wie Frank Schirrmacher in seinem Buch Payback, der die zunehmende Algorithmisierung der Welt kritisiert.

Mir persönlich hat allerdings Meckels Analyse wesentlich besser gefallen. Meckel mahnt vor zu viel Determinismus im menschlichen Zusammenleben und betont, dass der Zufall, die Unberechenbarkeit Basis des Zusammenlebens ist, der überraschende Momente in der evolutionären Entwicklung sozialer Systeme bietet: "Rechnerbasierte Präferenzentscheidungen schliessen die evolutionäre Entwicklung sozialer Kontakte aus".

Einige Kernaussagen des Vortrages von Miriam Meckel sind auch im Videointerview dokumentiert.

Einen Rückblick auf die re:publica 2010 habe ich auf dem FHS Society Blog publiziert.

Bildquelle: flickr.com/hdz



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